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Kurze Haare, lange Karriere: Mario Yepes.

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Klub-WM: Mario Yepes: Der Feldmarschall grätscht weiter

Debütant mit fast 39 Jahren: Der Kolumbianer Mario Yepes spielt am Mittwochabend mit San Lorenzo im Halbfinale der Klub-WM.

Von Johannes Nedo

Mario Yepes ist kaum wiederzuerkennen. Dabei hatte er es im Sommer in Brasilien geschafft, dass die gesamte Fußballwelt ihn im Gedächtnis behält: als kräftigen, grätschenden Abwehrhünen mit langen schwarzen Haaren, der sich mit voller Wucht den besten Stürmern des Planeten in den Weg stellte. Als einen, der es mit Neymar, Didier Drogba und Edinson Cavani aufnahm und all diese Topangreifer in energischen Zweikämpfen stoppte – stets wehte dabei seine schwarze Mähne. Auch wegen ihm, dem Kapitän der kolumbianischen Nationalmannschaft, zog sein Team zum ersten Mal überhaupt in das Viertelfinale der Weltmeisterschaft ein. Doch nun hat er sich von seinem Markenzeichen – den langen schwarzen Haaren – verabschiedet. Dabei wird ihm am Mittwochabend in Marokko noch einmal größere Aufmerksamkeit zuteil.

Dann spielt der fast 39-jährige Kolumbianer mit seinem neuen Verein San Lorenzo aus Buenos Aires im Halbfinale der Klub-WM gegen Auckland City. Beim Turnier der kontinentalen Champions-League-Sieger debütiert Yepes mit nun kurzen, schon etwas grau melierten Haaren in dem letzten großen Wettbewerb, der ihm in seiner langen Teilnehmerliste noch gefehlt hat. Und mit dem argentinischen Gewinner der Copa Libertadores hat er gegen den Sieger der Champions League Ozeaniens beste Aussichten, das Finale zu erreichen. Dort würde Yepes am Samstag (20.30 Uhr/Eurosport) auf die zweite Frontfigur des kolumbianischen Nationalteams treffen: James Rodriguez von Real Madrid. Die Spanier gewannen am Dienstagabend ihre Halbfinalpartie gegen Cruz Azul aus Mexiko mit 4:0 (2:0).

Spieler wie James Rodriguez, Cristiano Ronaldo und Gareth Bale von Real sind die neuen Helden des Fußballs, durchgestylte Posterboys. Yepes wirkt dagegen wie aus der Zeit gefallen. Nicht nur wegen seines Spitznamens „El Mariscal“ (der Feldmarschall). Als er 1999 zum ersten Mal für Kolumbiens Nationalmannschaft in einem Testspiel gegen Deutschland (3:3) zum Einsatz kam, musste er sich Stürmern entgegenstellen, die Michael Preetz und Marco Bode hießen. Die Partie verlief für ihn übrigens nicht so berauschend. Er wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt und flog mit Gelb-Rot vom Platz. Doch Yepes ist immer noch da. Auch wenn er nicht unbedingt für das moderne Abwehrspiel prädestiniert ist. Vertikale Spieleröffnung und Dauerpressing sind nicht seine größten Stärken. Er kommt vor allem über seinen Einsatz, seine Erfahrung und seine noch immer erstaunliche Physis. Und er denkt noch lange nicht ans Aufhören.

Nach der WM spekulierten viele darauf, dass der Mann aus Cali seine Karriere beenden würde. Mit 38 kann er schließlich auf eine beachtliche Laufbahn zurückblicken: Er spielte beim AC Mailand, bei Paris Saint-Germain und weiteren Vereinen in Frankreich und Italien, insgesamt zwölf Jahre lang. Seinen Wechsel zu San Lorenzo, bei dem der ein Jahr jüngere, frühere HSV-Stürmer Bernardo Romeo als Manager arbeitet, sieht Yepes nicht als Rückschritt. „Es war mehr eine Lebensentscheidung als eine Fußballentscheidung“, sagt er. „Meine Familie war es leid, so weit weg von Südamerika zu sein.“

Außerdem gibt Yepes zu, dass ihn besonders die Aussicht auf die Klub-WM reizte. „Ich will noch so viel wie möglich mitnehmen“, betont er. Selbst im Nationalteam soll noch nicht Schluss sein. Yepes grätscht einfach weiter, nur jetzt eben mit kurzem Haar.

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