zum Hauptinhalt
Keiner kann es fassen: Die Kölner nicht, dass sie den einen Punkt noch hergeschenkt haben und Lewandowski (M.) nicht den Torschützen Sahin.

© dpa

Köln - Dortmund 1:2: In letzter Minute an die Spitze

Durch einen Treffer von Nuri Sahin in der Nachspielzeit gewinnt der BVB in Köln auch sein siebtes Spiel in Folge und übernimmt zum ersten Mal seit mehr als sieben Jahren die Tabellenführung.

Es war zehn vor neun, als in der Dortmunder Fankurve ein traditioneller Sprechgesang erklang, dessen Text dem Anhang des BVB auch nach langer Zeit noch erstaunlich geläufig war. „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!“, jubelte das Unterstützerkommando aus dem Westfälischen. Die Fußballer von Borussia Dortmund hatten gerade durch ein Tor von Jakub Blazczykowski Platz eins der Fußball-Bundesliga erobert, zum ersten Mal nach 2621 Tagen wieder. Zehn Minuten vor Schluss büßten die Dortmunder die Tabellenführung durch ein Traumtor von Lukas Podolski, der den Ball aus 16 Metern ins Tor wuchtete, wieder ein. In der letzten Minute aber traf Nuri Sahin zum 2:1 (1:0) und sicherte dem BVB damit den siebten Sieg hintereinander. Nicht einmal eine Attacke auf den Mannschaftsbus hatte die Dortmunder irritieren können. Bei der Ankunft der Borussen in Müngersdorf war durch einen Steinwurf eine Scheibe zu Bruch gegangen.

Bei den Kölnern hingegen liegt viel mehr in Trümmern. Der Klub erlebt gerade wieder einmal triste Zeiten. Inzwischen kommt die Kritik sogar aus den eigenen Reihen. Lukas Podolski hatte in dieser Woche die Politik der Vereinsführung heftig attackiert und sich damit selbst ein bisschen unter Zugzwang gebracht. Entsprechend geladen ging er in die Partie. Schon nach zehn Sekunden bekam Lukasz Piszczek die Entschlossenheit des Nationalstürmers zu spüren, als Podolski regelrecht in ihn hineinrauschte. Podolski mühte sich, er war willig, und er war in der Offensive der gefährlichste Kölner. In der zehnten Minute traf er mit einem Rechtsschuss das Lattenkreuz, den Nachschuss von Christian Clemens konnte BVB-Torhüter Roman Weidenfeller gerade noch zur Ecke lenken.

Zu diesem Zeitpunkt hätten die Kölner schon zurückliegen können. Lucas Barrios aber setzte den Ball per Kopf über das Tor, in dem zum ersten Mal bei einem Bundesligaspiel Miro Varvodic stand. Der Kroate ersetzte Faryd Mondragon, der seinen Trainer Zvonimir Soldo mit einem Länderspieleinsatz in dieser Woche nachhaltig verärgert hatte. Der Kolumbianer wiederum war über seine Rückversetzung so erbost, dass er am Abend vor dem Spiel das Mannschaftshotel des FC verlassen hatte und nicht einmal auf der Bank saß.

Varvodic war in der Anfangsphase noch ein zweites Mal im Glück: Nach einer guten Viertelstunde landete ein Kopfball von Lucas Barrios an der Latte seines Tores. Kurz darauf aber konnte der Kroate einer Flanke des Japaners Shinji Kagawa nur sehnsüchtig nachschauen, der Ball fand am langen Pfosten den Weg zurück zur Erde, Barrios stocherte ihn Richtung Tor, und Blazczykowski vollendete zum 1:0 für die Dortmunder.

Die Führung der Borussen war zu diesem Zeitpunkt hoch verdient. Ihr Vortrag wirkte reifer, auch wenn der Tabellenzweite sich über weite Strecken der ersten Halbzeit mit seiner latenten Überlegenheit zufrieden gab. Die Kölner versuchten ihre spielerischen Nachteile durch großen Eifer zu kompensieren.

Auch in der zweiten Hälfte offenbarten sich die strukturellen Schwächen im Spiel der Kölner, doch immerhin widersetzten sie sich mit Macht der zweiten Heimniederlage in dieser Saison. Adam Matuschyk setzte einen Kopfball knapp über das Dortmunder Tor, Petit scheiterte mit einem wuchtigen Freistoß an Weidenfeller. Der BVB hätte hellhörig werden können, doch er verstand die Zeichen nicht: Die Dortmunder versuchten den knappen Vorsprung ins Ziel zu retten, schienen dafür bestraft zu werden und entschieden das Spiel dann doch noch für sich. Auch so können Tabellenführer gewinnen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false