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Lewan Kobiaschwili (r.) hat mit einer starken Leistung gegen Bremen im defensiven Mittelfeld auf sich aufmerksam gemacht. Wird Otto Rehhagel (l.) ihn auch in Köln in der Zentrale aufbieten?

© dpa

Köln - Hertha 1:0: Hertha unterliegt trotz Überzahl in Köln

Hertha BSC unterliegt beim 1. FC Köln trotz Überzahl mit 0:1 und muss im kommenden Spiel Kapitän Kobiaschwili ersetzen, der mit einer Gelb-Roten Karte vom Platz gestellt wurde. Köln hingegen muss auf Podolski und Jajalo verzichten.

Otto Rehhagel hatte sich gerade erhoben. 65 Minuten hatte der Trainer von Hertha BSC mit der Gelassenheit seiner 73 Jahre das Spiel seiner Mannschaft beim 1. FC Köln verfolgt, nun suchte er offensichtlich eine neue Perspektive. Und kaum stand Rehhagel an der Seitenlinie, änderte sich tatsächlich alles. Mato Jajalo, erst acht Minuten zuvor eingewechselt, rauschte Lewan Kobiaschwili in die Beine. Der Kölner sah die Rote Karte. Es war der Begin einer Schlussphase mit einer revolutionsgleichen Stimmung auf dem Platz und auf den Rängen. Nur zehn Minuten nach dem Platzverweis gegen Jajalo drohte auf dem Feld eine Massenschlägerei, an deren Ende Kobiaschwili mit Gelb-Rot und Lukas Podolski mit Rot vom Platz mussten. Neun gegen zehn hieß es in der letzten Viertelstunde, 1:0 (1:0) jedoch am Ende nach Toren für die Kölner.

Rehhagel hatte seine Mannschaft im Vergleich zum siegreichen Spiel gegen Bremen vor einer Woche nur auf einer Position verändert: Pierre-Michel Lasogga ersetzte im Sturm den formschwachen Adrian Ramos. Die Frage, ob Andreas Ottl oder Peter Niemeyer den freien Platz in der Doppel-Sechs besetzen würde, löste Herthas Trainer salomonisch. Die Antwort lautete: keiner von beiden. Fanol Perdedaj blieb in der Startelf. Der 20-Jährige spielte mit großem Eifer, im Spiel nach vorne jedoch nicht immer mit der nötigen Klarheit. Doch damit war er in seiner Mannschaft beileibe keine Ausnahme.

Der 1. FC Köln, der die drei Heimspiele zuvor allesamt verloren hatte, war den Berlinern von Beginn an deutlich überlegen. Die Gastgeber hatten deutlich mehr Ballbesitz, sie spielten klarer nach vorne und hatten nach fünf Minuten die erste gute Gelegenheit. Nachdem Hertha den Ball im Strafraum nicht hatte klären können, verfehlte Slawomir Peszko mit seinem Versuch nur knapp das Tor. Die Berliner mühten sich vergebens um Entlastung, verloren im Spielaufbau immer wieder viel zu schnell den Ball. Vor allem Nikita Rukavytsya tat sich auf der linken Seite in dieser Hinsicht hervor.

Zur Pause hatten die Kölner 60 Prozent Ballbesitz. Und auch ein deutliches Chancenplus. Der FC hätte weit höher führen können und müssen als nur 1:0. Mehrmals hatten die Berliner Glück, allein Milivoje Novakovic vergab in der ersten Halbzeit zwei große Chancen. Einmal kam er völlig frei zum Kopfball, setzte den Ball jedoch neben das Tor; beim zweiten Mal lief der Slowene allein auf Thomas Kraft zu, konnte Herthas Torhüter allerdings nicht überwinden.

Im Vergleich dazu entsprang die Kölner Führung einer relativ ungefährlichen Situation. Doch weil die Berliner Verteidiger im Strafraum nicht entschlossen genug einschritten, konnte Christian Clemens mit einem Schuss unter die Latte das 1:0 für den FC erzielen. Die Vorarbeit kam von Rechtsverteidiger Miso Brecko, der an vielen Kölner Gelegenheiten beteiligt war, weil Rukavytsya nicht nur nach vorne wenig gelang, sondern der Australier den Dienst nach hinten komplett einstellte.

Herthas Offensivspiel zeugte nicht unbedingt von Einfallsreichtum. Die beiden Gelegenheiten vor der Pause entsprangen Flanken von Felix Bastians. Kölns Torhüter Michael Rensing reagierte gegen die Kopfbälle von Roman Hubnik und Lasogga jeweils prächtig. Rehhagel sah sich schon zur Pause zu drastischen Änderungen beim Personal genötigt. Zur zweiten Hälfte wechselte er gleich zweimal, brachte Änis Ben-Hatira und Adrian Ramos. Doch nicht etwa der schwache Rukavytsya verließ das Feld, Lasogga und Tunay Torun mussten vom Platz.

Die Angriffsbemühungen der Berliner bekamen tatsächlich ein bisschen mehr Drang, weil Raffael nun deutlich aktiver wurde, den Ball und damit auffälliger wurde. Die erste gute Chance nach der Pause hatten jedoch die Kölner – wieder durch Novakovic. Nach einer Flanke von Peszko kam der Stürmer des FC frei zum Kopfball, doch der gute Thomas Kraft lenkte den Ball an den Pfosten, kurz darauf setzte Novakovic, erneut unbedrängt, einen Kopfball am Tor vorbei. Die Kölner bekamen nun immer häufiger Platz zum Kontern, nutzten ihre Gelegenheiten aber nicht: Der eingewechselte Jajalo verfehlte mit einem Distanzschuss das Tor. Kurz darauf gab der Kroate dem Spiel mit seiner Grätsche gegen Kobiaschwili die entscheidende Wende.

Nach dem Platzverweis tobte das Publikum, die Stimmung wurde immer schneidiger, auch auf dem Platz. In dieser aufgeheizten Atmosphäre Atmosphäre gerieten Kobiaschwili und Podolski aneinander. Als Schiedsrichter Winkmann seine Sanktionen verhängte, standen beide Mannschaft in kompletter Stärke um ihn herum. Erst zeigte er Gelb und Rot für den Berliner, dann Rot für Podolski. Der Rest des Spiels blieb auch fußballerisch ein Hauen und Stechen. Einen entscheidenden Treffer aber landete Hertha nicht mehr.

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