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Martin Lanig (M.) leitete mit seinem Treffer zum 1:0 den Sieg ein.

© dpa

Update

Köln - München 3:0: Unangemessen freundlich

Mit Schaefer läuft es wieder in der Geißbock-Herde: Nach drei sieglosen Ligaspielen gewinnen die Kölner bei der Premiere ihres neuen Trainers 3:0 gegen 1860 München und ziehen ins Pokal-Achtelfinale ein. Die Fans feiern – und schießen sich weiter auf Manager Meier ein.

Mit „Meier raus!“-Rufen fing es an, mit „Meier raus!“ ging es weiter, und auch nach der Pokalpartie gegen 1860 München vergaßen die Kölner Fans nicht, das Ende der Manager-Ära Michael Meier in der Domstadt zu fordern. Zwei Tage nach der Entlassung von Trainer Zvonimir Soldo ist das rund um das Bundesliga-Schlusslicht längst gängige Meinung – und auch das viel zu freundliche 3:0 der Kölner gegen den Zweitligisten aus dem Freistaat warf erneut kein gutes Licht auf Meiers Personalpolitik der letzten Jahre.

FC gegen 60 – das war lange Zeit Not gegen Elend. Wunderdinge hatte von Interims-Coach Frank Schaefer zwar ohnehin keiner erwartet, die gehemmte, einfallslose und langatmige Spielweise der Hausherren kam allerdings eine Stunde lang wie ein nicht für möglich gehaltener Rückschritt über das rheinische Fußballvolk nieder. Der am Geißbockheim aktuell verantwortliche Mann zeigte jedoch Verständnis für das Trauerspiel. „Man hat gesehen“, meinte Schaefer nach dem ersten Erfolg im ersten Spiel unter seiner Leitung, „welcher Druck auf der Mannschaft lastete. Deshalb konnte auch keiner erwarten, dass wir von der ersten Minute an Traumfußball spielen.“

Den bekamen die 24.500 Zuschauer in der halbvollen WM-Arena auch wahrlich nicht geboten. Ein Lattentreffer von Mittelfeldmann Martin Lanig war die einzige vorzeigbare Torchance der Schaefer-Elf vor der Pause (37.), stattdessen musste Keeper Miro Varvodic bei einem Schuss von 60-Angreifer Benjamin Lauth dem FC gar das Halbzeit-Remis retten (44).

Beeindruckend war allein das Kölner Publikum, das sich seine Feierlaune durch keinen noch so verunglückten Pass vermiesen ließ – und für sein eisernes Durchhaltevermögen letztlich reich belohnt wurde. So traf Lanig im Anschluss an eine Ecke per Schulterkopfball zur Kölner Führung (59.), ehe Mittelstürmer Milivoje Novakovic nach präziser Vorarbeit von Lukas Podolski (79.) und Podolski selbst (83.) das Resultat in eine unangemessene Höhe schraubten.

Zwei Minuten vor dem Abpfiff nahm Soldos Kurz- oder womöglich sogar Langzeiterbe Schaefer den Schützen des 3:0, den er in knapp drei Jahrzehnten beim 1. FC Köln als Jugendtrainer einst selbst betreut hatte, vom Feld. Podolski legte dem blonden Fußballlehrer den Arm um die Schultern, lächelte Schaefer zu – und übertrieb nach dem mäßigen Marsch ins Achtelfinale: „Wir haben heute ein gutes Spiel gezeigt, alles andere ist egal.“

Längst nicht alles egal ist allerdings den Kölner Fans. Nach letzten „Meier raus!“-Rufen spannten sie in der Südkurve ein langes Transparent mit einer weiteren Botschaft der Basis auf: „Geduld haben + Wort halten: Der Geißbock braucht ’nen guten Schaefer!“

Der gute Hirte, der die Domstädter ab sofort auch in der Liga aus dem Tal der Tränen führen soll, nahm die freundliche Stimmung, die zumindest ihm gegenüber momentan herrscht, dankbar auf. „Die Zuschauer sind wirklich einmalig“, säuselte Schaefer, der zumindest „in den letzten zwanzig Minuten“ dann auch von seiner Mannschaft „Positives zu sehen bekam“. Und deshalb glaubt der Mann nun, wenigstens bis zum Bundesligaspiel am Samstag gegen Hamburg: „Gute Ergebnisse können Prozesse in Gang setzen.“ Und ein gutes Ergebnis – das konnten die Kölner gestern in der Tat vorweisen.

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