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Sport: Könige oder Teufel

Die Überraschungsteams aus Los Angeles und New Jersey kämpfen um den Stanley-Cup.

Berlin - Es begann in Berlin. Und das denkbar schlecht. Als die National Hockey League (NHL) im Oktober zum Saisonstart in Europa gastierte, schlichen die Spieler der Los Angeles Kings mit hängenden Köpfen vom Eis. Nach einem mühevollen Auftaktsieg gegen die New York Rangers hatten sie ihr zweites Saisonspiel verloren. 2:4 gegen die Buffalo Sabres – eine Enttäuschung. Kaum ein Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof, der sich an diesem Abend vorstellen konnte, dass die Kings neun Monate später im Finale um die wichtigste Trophäe im Eishockey stehen würden.

Machen sie aber. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (2 Uhr) startet in Nordamerika das Finale um den Stanley-Cup zwischen den New Jersey Devils und den Los Angeles Kings. Die Paarung ist mehr Sensation als Überraschung. Kaum ein Experte hatte diese Mannschaften vor Beginn der Play-offs auf der Rechnung. Warum auch? New Jersey erreichte im Osten nur als Sechster die K.o.-Runde, Los Angeles war noch schlechter. Erst kurz vor dem Ende der 82 Spiele umfassenden Vorrunde sicherten sich die Kalifornier mit Mühe als achtes und letztes Team die Play-off-Teilnahme in der Western Conference.

Was dann kam, war furios. In der ersten Runde ließen die Kings dem großen Favoriten und Vizemeister Vancouver Canucks mit 4:1-Siegen keine Chance. Auch die St. Louis Blues und die Phoenix Coyotes stellten kein Problem dar. Bis zum Einzug ins Finale verlor Los Angeles lediglich zwei Spiele. Die Kings rufen pünktlich zur wichtigsten Zeit des Jahres ihr Potenzial ab. Und in Los Angeles sagen sie: endlich. Die Niederlage von Berlin und der anschließende schwache Start frustrierte vor allem deshalb, weil die Mannschaft mit großen Ambitionen in die Saison gestartet war. Mindestens als Geheimfavorit galten sie, nachdem ihnen während der Sommerpause ein spektakulärer Transfer gelungen war. Aus Philadelphia kam Flyers-Kapitän Mike Richards, im Gegenzug schickten die Kings in Wayne Simmonds und Brayden Schenn zwei ihrer größten Talente an die Ostküste. Um dem Kanadier die Eingewöhnung möglichst leicht zu machen, verpflichteten die Kings während der Spielzeit auch noch Richards’ ehemaligen Lieblingssturmpartner aus Philadelphia-Tagen, Jeff Carter. Damals galten beide als eines der gefährlichsten Duos in der NHL und waren regelmäßig für 70 bis 80 Tore pro Saison gut. In Los Angeles kamen sie aber lange nicht an. Richards und Carter schwächelten und mit ihnen die gesamte Mannschaft.

Der Frust war groß, Trainer Terry Murray musste gehen und wurde durch Darryl Sutter ersetzt. „Die Kings hatten auf dem Papier ein großartiges Team. Alle wichtigen Positionen waren sehr gut besetzt. Aber auf dem Eis schien es nicht zu passen“, sagt der kanadische Eishockey-Experte Lyle Richardson. Kritik wurde laut, vor allem am Management und dessen Personalpolitik. Viele Fans ärgerte noch immer, dass zwei Jahre zuvor die Verpflichtung von Ilya Kowalchuk gescheitert war. Der Torjäger ging lieber zu den New Jersey Devils. Nun kommt der Russe doch noch nach Los Angeles – allerdings als Spieler der Devils. Kommenden Montag und Mittwoch finden Spiel drei und vier in Kalifornien statt. Die ersten zwei Spiele werden in New Jersey ausgetragen. Ein eventuelles siebtes Spiel würde ebenfalls dort gespielt werden. Die Devils haben in der Endspielserie Heimrecht – zum ersten Mal in diesen Play-offs. Für New Jersey ist es die vierte Finalteilnahme in den letzten zwölf Jahren.

In Los Angeles können die Fans kaum erwarten, bis die Spiele in der heimischen Arena stattfinden. Nur einmal standen die Kings, die genau wie die Eisbären Berlin zur Anschutz-Gruppe gehören, seit ihrer Gründung 1967 im Finale um den Stanley-Cup. 1993 war das, damals noch mit einem gewissen Wayne Gretzky. Anschließend versank der Klub im Mittelmaß. Der Stanley-Cup schien unerreichbar. Das hat sich inzwischen geändert. Dem Auftakt von Berlin zum Trotz.

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