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Die katarischen Finanziers können sich sehr wohl eine großartige Mannschaft zusammenkaufen, aber eben keinen Konkurrenzdruck im Alltag.

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Kolumne: Meine Champions League: Die unerfüllte Sehnsucht von Zlatan Ibrahimovic

Die Sehnsucht des Zlatan Ibrahimovic nach dem Gewinn der Champions League wird wohl auch in dieser Saison keine Erfüllung finden. Nach dem 1:1 von Paris St. Germain im Hinspiel wird es gegen den FC Chelsea heute schwer.

Zlatan Ibrahimovic lobt selten jemanden außer Zlatan Ibrahimovic, und wenn er schon mal eine Ausnahme macht, dann auch richtig. In diesem Sinne ist seine bemerkenswerte Ehrerbietung für José Mourinho zu verstehen, sie besteht aus fünf Wörtern: „Für ihn hätte ich getötet!“ Im Frühling 2009 gewann der schwedische Stürmer unter dem portugiesischen Trainer mit Inter Mailand den Scudetto, die italienische Meisterschaft, er wurde Torschützenkönig der Serie A und spielte so gut wie nie. Im Rückblick findet Ibrahimovic: „Das einzig Negative, was ich sagen kann, ist, dass er nur für ein Jahr mein Trainer war.“

Damals wollte er mehr, endlich einen Triumph in der Champions League, und da war für Inter schon im Achtelfinale gegen Manchester United Schluss. Also zog er weiter zur besten Mannschaft der Welt, zu jener Zeit war das der FC Barcelona. Das Ende der Geschichte ist bekannt. Pep Guardiola degradierte Ibrahimovic zur Randfigur und Barça scheiterte im Halbfinale der Champions League an... Mourinho und Inter Mailand! Es war die erfolgreichste Saison in Inters Vereinsgeschichte, und die Tore zu den Siegen in Meisterschaft, Pokal und Champions League schoss nicht Zlatan Ibrahimovic, sondern der Argentinier Diego Milito.

Chelsea ist nach dem 1:1 im Hinspiel gegen Paris schwer favorisiert

Mourinho ging von Inter zu Real Madrid, wo er ebenso wenig glücklich wurde wie Ibrahimovic in Barcelona. Am Mittwoch treffen sich die beiden als Gegner wieder. An der Stamford Bridge im Westen Londons, wo Mourinho ähnliche Wertschätzung entgegengebracht wird wie Ibrahimovic rund um den Prinzenpark im 16. Arrondissement von Paris. Mourinhos FC Chelsea ist nach dem 1:1 im Hinspiel des Achtelfinales gegen den FC Paris St. Germain schwer favorisiert.

Die Sehnsucht des Zlatan Ibrahimovic nach dem Gewinn der Champions League wird wohl auch in dieser Saison keine Erfüllung finden. Er war Meister in den Niederlanden, Italien, Spanien und Frankreich, aber im wichtigsten Klubwettbewerb der Welt hat es nicht mal zu einer Finalteilnahme gereicht. Sein größtes Erfolgserlebnis in der Champions League bleibt einstweilen, dass er der einzige Spieler ist, der dort schon für sechs verschiedene Teams getroffen hat. Langsam wird es Zeit. Ibrahimovic steht im 34. Lebensjahr, sein Vertrag in Paris läuft noch bis 2016, und es erscheint doch fraglich, ob dort trotz des vielen schönen Geldes aus Arabien eine Mannschaft zusammenwächst, die höchsten europäischen Ansprüchen genügt.

Die Stars des französischen Fußballs spielen nicht in Frankreich

Die katarischen Finanziers können sich sehr wohl eine großartige Mannschaft zusammenkaufen, aber eben keinen Konkurrenzdruck im Alltag, jenseits der dominierenden Kräfte aus Paris, Marseille, Lyon und Monaco. Darunter leidet die Attraktivität der Liga, auch und gerade bei den Franzosen. PSG schmückt sich zwar mit Ibrahimovic, Edinson Cavani aus Uruguay und den Brasilianern Thiago Silva und David Luiz, aber für die einheimischen Granden ist die Ligue 1 nur zweite Wahl. Ob Franck Ribéry, Karim Benzema, Paul Pogba oder Hugo Lloris – die Stars des französischen Fußballs ziehen immer noch die großen Ligen jenseits der Heimat vor.

Der aufregendste Franzose bei der WM im vergangenen Sommer in Brasilien war Antoine Griezmann. Er spielte schon damals nicht in der Heimat, sondern in Spanien für Real Sociedad in San Sebastián. In Brasilien trieb er seinen Wert noch mal gewaltig nach oben und fand für die Ablöse von 30 Millionen Euro auch einen neuen Arbeitgeber, allerdings nicht in der Heimat. In diesen Tagen wirbelt Griezmann an der Seite von Mario Mandzukic mit Atlético Madrid die Primera División durcheinander. Seinen Nebenmann Mathieu Valbuena zog es aus Marseille zu Dynamo Moskau.

Und Zlatan Ibrahimovic? Gerade erst hat sein Berater ausrichten lassen, der Mann fühle sich wohl bei PSG und könne vermutlich noch mit 43 Jahren Fußball spielen, „aber ich weiß nicht, ob er so lange in Paris bleiben wird“.

Sven Goldmann schreibt immer dienstags in den Spielwochen der Champions League über Kicker, Klubs und Klassiker in Europas Fußball.

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