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Ball im Blick, Erfolg im Sinn. Zlatan Ibrahimovic und Paris Saint Germain haben Großes vor. Allerdings fällt der Schwede in den kommenden Wochen wegen einer Verletzung aus.

© AFP

Kolumne Meine Champions: Paris St. Germain: Verliebt in einen Ungeliebten

Lange wurde Paris St. Germain in Frankreich als Kunstprojekt verschmäht. Das ändert sich jetzt - auch, weil die Mannschaft erstmals die Champions League gewinnen könnte.

Es gibt in diesen Tagen ein wenig Ärger um Paris Saint Germain, jenes französische Startup, das gerade den Fußball in Europa aufmischt, wenn nicht sogar in der ganzen Welt. Behilflich ist dabei das aus arabischen Bohrtürmen bis in den Prinzenpark sprudelnde Geld. 200 Millionen Euro jährlich überweist das katarische Touristenbüro. Das ist knapp 14 Mal so viel, wie die neureiche Konkurrenz von Manchester City aus einem vergleichbaren Abkommen mit dem Emirat Abu Dhabi kassiert. Reichlich viel Geld dafür, dass Zlatan Ibrahimovic, Edinson Cavani und Genossen als kickende Litfasssäulen werben für Ferienreisen in ein Land, das nach den Grundsätzen der Scharia regiert wird und vor allem aus Sand, Sand und noch mal Sand besteht. So etwas verträgt sich nicht ganz mit dem, was der europäische Fußball-Verband Uefa unter Financial Fairplay versteht.

Die Prüfung der Uefa ist noch nicht beendet, aber da deren (französischer) Präsident Michel Platini aufs Engste mit den Katarern verbandelt ist, wird sich schon eine Lösung finden lassen. Auch mit Blick auf die Wüsten-WM 2022 soll es ja durchaus gemeinsame Interessen geben. Es steht einiges auf dem Spiel. Für die französische Wirtschaft im Allgemeinen, denn die Katarer investieren auch in Immobilien und Hotels und Industrie, da wollen sie bei ihrem Prestigeobjekt nicht unnötig vergrätzt werden. Und was im Besonderen den Fußball betrifft: Frankreich will endlich auch einmal dran sein. In der seit 1956 währenden Geschichte von Champions League und Europapokal der Landesmeister hat es gerade einen französischen Sieger gegeben. Das war Olympique Marseille, vor 21 Jahren, damals noch mit Rudi Völler im Angriff. Lange her.

Einst wurde PSG von dem Modeschöpfer Daniel Hechter gegründet

Not und Sehnsucht sind so groß, dass es zur Not auch der Paris Saint Germain Football Club sein darf. Ein Anfang der Siebziger Jahre gegründetes Kunstprodukt, groß gemacht vom Modeschöpfer Daniel Hechter. PSG hat sich in Frankreich nie großer Beliebtheit erfreut, wie ohnehin der französische Fußball immer in Bordeaux oder Marseille oder Lyon zu Hause war und selten in Paris. Der Traditionsverein dort hieß Red Star, aber weil er seine Tradition auch in Bestechungsskandalen auslebte, weiß das kaum noch jemand. Mitte der Achtziger Jahre gab es mal das Projekt Racing Club Paris, mit Weltstars wie Pierre Littbarski und Enzo Francescoli. Ging auch nicht lange gut.

PSG nun greift mit seinen Ölmillionen nachhaltig die ganz Großen an, nach einem Jahr Anlauf und einem unglücklichen Scheitern am FC Barcelona. Der FC Chelsea hat das erkennen müssen bei der 1:3-Niederlage im Hinspiel des Viertelfinals der Champions League. Für die katarischen Finanziers zählt nur die internationale Bühne. Die Ligue 1 lässt sich mangels Wettkampfcharakter jenseits von Frankreich schwer vermarkten – sechs Spieltage vor Schluss liegt PSG 13 Punkte vor dem, nun ja Verfolger AS Monaco. Dennoch strömt das Volk in Massen. Auch beim jüngsten 3:0 über Reims war der Prinzenpark mit 47 000 Zuschauern ausverkauft, obwohl die größte Attraktion, Zlatan Ibrahimovic, verletzt fehlte. Der Schwede wird in den kommenden wegen einer Muskelverletzung pausieren müssen.

Die Akzeptanz bei der Kundschaft stimmt, beim einheimischen Personal ist sie noch ausbaufähig. Ob Franck Ribéry, Karim Benzema oder Samir Nasri – die großen Stars des französischen Fußballs ziehen immer noch die großen Ligen vor. In einer ersten Reaktion darauf haben die Katarer im Januar nachgerüstet und aus Newcastle den Mittelfelddirigenten Johan Cabaye rekrutiert. Kostenpunkt: geschätzt 25 Millionen Euro.

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