Kolumne: Mirko Slomka: Wille & Stolz? Das wird den Türken nicht reichen

Wille, Stolz und Selbstvertrauen ist alles gut und schön. Es zeichnet die Türken aus. Aber es wird nicht reichen. Deutschland geht als ganz klarer Favorit in dieses Halbfinale. Mental können sie nach dem Sieg gegen Portugal mithalten und spielerisch sind sie der Türkei voraus.

Nur müssen sie dieses Potenzial auch wieder abrufen. Dieses frühe Attackieren und den Gegner zu Fehlern zwingen, wird enorm wichtig sein. Dafür ist die von Joachim Löw vorgenommene Systemumstellung genau das richtige. Er sollte sie beibehalten. Denn sie verleiht dem Team eine unglaubliche Sicherheit und lässt es ihre Offensivstärken ausleben. Vor allem die von Michael Ballack, der seine Torgefahr bei Flanken und Distanzschüssen ausspielen kann, weil er eine Absicherung mit zwei defensiven Spielern im Rücken hat. Davon profitieren auch die beiden Außenstürmer Podolski und Schweinsteiger. Sie können den Gegner attackieren und Impulse nach vorn setzen. Die zumindest bei Podolski vorhandenen Defensivschwächen werden aufgefangen.

Völlig nebensächlich ist es da, wer nun die beiden defensiven Mittelfeldpositionen übernehmen wird. Aber klar ist: Wenn Torsten Frings fit ist, sollte man auf seine Qualitäten nicht verzichten. Dann muss Löw zwischen Rolfes und Hitzlsperger wählen. Eine angenehme Entscheidung zwischen zwei hochklassigen Spielern. Den Ausschlag werden Trainingsbeobachtungen und Löws Bauchgefühl geben. Aber egal, ob Frings, Rolfes, Hitzlsperger – es sind alles A-Lösungen.

Deutschland erwartet eine schwierige Aufgabe, weil die Türkei längst nicht so chaotisch organisiert ist, wie die späten Tore vermuten lassen. Diese Last-Minute-Treffer erwecken nur den Eindruck von wilde Sau, tatsächlich agieren sie sehr diszipliniert. Dennoch. Die deutsche Mannschaft wird sich durchsetzen. Und ich gehe von einem großen Finale Deutschland gegen Spanien aus.