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Im Laufen steckt viel Liebe, findet unser Kolumnist.

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Kolumne: So läuft es: Wir brauchen mehr Liebe beim Laufen!

Wie man durch das Laufen deutlich anders wahrgenommen wird, und echte Liebe erfährt. Das hat unser Kolumnist selbst erlebt.

Als Mann über Liebe zu schreiben, und wenn es dann auch noch ums Laufen geht, das sollte man sich gut überlegen. Recht schnell wird man als Mannmädchen abgetan, in meinem Fall wurde mir zugetragen, die Rosamunde Pilcher des Laufens zu sein. Und wissen Sie was? Ich bin es gerne. Ich finde: Wir brauchen deutlich mehr Gefühl beim Laufen. Und Liebe. Gerade in Zeiten, in denen Mütter schon ihre Kinder beim Kindermarathon über die Ziellinie zerren. Ob die Kinder nun wollen oder nicht. Weil der Leistungsgedanke schon in frühen Jahren zählt. Was in den 80-iger Jahren Tenniseltern waren, sind heute Marathoneltern. Die Medien waren letzte Woche voll von diesen Berichten. Merken wir eigentlich noch etwas?

Das Laufen kann nur einen wirklichen Grund haben: Es soll uns guttun. Es soll uns gesundmachen. Es darf gerne für Gelassenheit sorgen. Letzte Woche schrieb ich darüber. Alexandra kommentierte dazu auf meiner Facebook-Seite: „Ich denke oft, wenn ich so im Flow bin: Ich laufe nicht. Sondern es läuft mich.“ Hinter diesem Kommentar steckt für mich in der Tat Liebe. Eine Läuferin, der es nicht rein um das Laufen geht. Sondern um ein besonderes Gefühl zu sich selbst. Ich kenne dieses Gefühl. Auch ich trage es Kilometer um Kilometer in mir. Je länger ich laufe, desto mehr laufe ich zu mir selbst. Mein Körper hat sich dramatisch verändert, ich wiege 45 Kilo weniger als vor vier Jahren. Meine Ausstrahlung hat sich verändert, ich bin nach innen und nach außen klarer geworden. Ich bin Mike Kleiß pur geworden, lernte meinen Körper neu zu lieben. Und meine Seele. Erstaunlich ist: Ich kann etwas ausstrahlen, das andere spüren. Und Menschen, die mir nah sind, belohnen diese Veränderung mit dem Entgegenbringen von echter, aufrichtiger Liebe. Mal verhalten und zart, mal sehr deutlich. Ein Laufwunder ist das. Eines, für das ich unendlich dankbar bin. Und das kann jeder erfahren, der losläuft.

Vor einigen Wochen bin ich mit Andreas gelaufen. Er war lange einer der typischen Topmanager. Direktor bei einer großen Versicherung. Ein Karrieretyp war er. So wie ich vor einigen Jahren. Er hat beschlossen, ein Sabbatical einzulegen, ein Sabbatjahr. Eine Auszeit für Seele und Körper. Und er konzentriert sich sehr aufs Laufen. Das Laufen hat ihn verändert. Es hat ihn gesund gemacht. Nie hatte er mehr Jobangebote als zur Zeit. Weil er strahlt. Er strahlt Wärme, Nähe, Frieden und Liebe aus. Er ist ein Andreas geworden, der positive Energie abstrahlt, Ruhe und Gelassenheit. Er liebt sich auf gesunde und gute Art und Weise. Ohne überheblich zu sein. Er postet seine erfolgreichen Läufe nicht in der Öffentlichkeit. Um zu zeigen, was für ein toller Hecht er ist. Weil er für sich selbst läuft. Und nicht für die Leistung. Nicht für andere. Er hat zu sich selbst gefunden, und das macht ihn so liebenswert. Und es stimmt einfach, was die italienische Kirchenlehrerin Katharina von Siena einmal gesagt hat: „Die Liebe trägt die Seele, wie die Füße den Leib tragen“. So läuft es.

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