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Blick nach unten. Beim HSV ist die Lage ernst.

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Kommentar: Am Abgrund wird's spannend

Wie stark die Bundesliga ist, lässt sich vor allem am diesjährigen Abstiegskampf ablesen. Während es an der Spitze ziemlich klare Verhältnisse gibt, stehen frühere Champions wie Hamburg und Nürnberg vor dem Absturz.

Ist ein bisschen langweilig geworden in der Bundesliga, die immer so große Angst gehabt hat vor spanischen Verhältnissen und dieselben jetzt ganz gerne hätte, da in der Primera División Real, Atletico und Barça wohl bis zum letzten Spieltag um die Meisterschaft streiten. In Deutschland herrschen längst schottische Verhältnisse. Weil eben der FC Bayern mit Dortmund, Schalke und Leverkusen umspringt, wie das Celtic Glasgow mit Aberdeen, Motherwell und Dundee macht.

Bevor dieser Mangel an Wettbewerb Zweifel weckt am selbst vergebenen Ruf der besten Liga der Welt, bastelt sich die Bundesliga einfach ein paralleles Ligasystem unter ihrem Dach. Bekanntlich hat die Uefa Ende der neunziger Jahre ihre Gelddruckmaschine Champions League wirtschaftlich optimiert und auch die Zweiten, Dritten und Vierten der großen Spielklassen zu Champions gemacht. Doch selbst in diesem Turnier hinter den Bayern mag keine rechte Spannung aufkommen, weil zuletzt immer nur Dortmund, Schalke und Leverkusen oben mitzuspielen. Ist ja kein Zufall, dass die drei auch in dieser Saison ihre Sub-Meisterschaft unter sich ausspielen. Trotz Wolfsburg, trotz Gladbach. Und der Wettbewerb um die Europa-League-Plätze? Zeichnet sich dadurch aus, dass ihn angesichts international unattraktiver Gegner und strapaziöser Reisen keiner gewinnen will.

Die Bundesliga würde in dieser Saison in einer schönen Lose-Lose-Situation stecken, hätte sich nicht am südlichen Rand der Tabelle ebenfalls eine separate Liga etabliert. Mit etwas gutem Willen kann man sie auch Champions League nennen, denn die vier teilnehmenden Vereine haben allesamt schon die deutsche Meisterschaft gewonnen, und das nicht irgendwann in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, sondern zu Bundesligazeiten. In dieser südlichen Champions League hechelt Braunschweig hinterher, worin auch eine gewisse statistische Logik liegt, denn die Eintracht hat erst eine deutsche Meisterschaft gewonnen, da verbietet sich das Formulieren allzu großer Ansprüche. Aber schon der 1. FC Nürnberg hegt mit seinen neun Titeln Ambitionen, die mindestens zu einem Relegationsspiel gegen Paderborn verpflichten. Der HSV verweist auf sechs Meisterschaften und den Status als unabsteigbares Gründungsmitglied der Bundesliga. Dummerweise sind die jungen Hüpfer vom VfB Stuttgart (fünfmal Meister) am Samstag im direkten Duell vorbeigehüpft.

Zum Vergleich ein Blick auf den geografischen Süden: In Spanien balgen sich unten Betis Sevilla, Valladolid und Almeria, in Italien Livorno, Sassuolo und Catania. Wer mag da ernsthaft bestreiten, dass die Bundesliga die beste Liga der Welt ist?

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