zum Hauptinhalt

Kommentar: Ballack verabschiedet sich selbst

Er hätte ein Abschiedsspiel verdient gehabt, meint Michael Rosentritt in seinem Kommentar. Doch der DFB verwehrte Michael Ballack diese Ehre. Nun organisiert der einstige Nationalmannschaftskapitän das Spiel eben selbst.

Über Sinn und Unsinn von Abschiedsspielen ließe sich trefflich streiten. Nicht aber darüber, dass Michael Ballack ein solches verdient gehabt hätte. Man muss ihn nicht mögen, man kann ihm auch vorhalten, keinen großen internationalen Titel gewonnen zu haben. Aber unstrittig war der langjährige Kapitän der Nationalmannschaft der bedeutendste deutsche Fußballspieler seiner Zeit. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verwehrte ihm ein Abschiedsfest selbst noch dann, als der eigentliche Knatsch um die Aussortierung Ballacks durch Bundestrainer Joachim Löw als ausgestanden galt. Das damalige Angebot des DFB, ein lange geplantes Freundschaftsspiel kurzerhand in ein Michael-Ballack-Gedächtnisspiel umzufunktionieren, musste bei Ballack wie ein Almosen ankommen. Dieser Fall bleibt bis heute unrühmlich für beide Seiten.

Es war einmal: Wer 75 Mal für Deutschland aufgelaufen ist, erwarb sich das Anrecht auf ein Abschiedsspiel. Guido Buchwald war 1995 der Letzte, der von dieser Regel profitierte. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (150 Einsätze) im Jahr 2000 und Oliver Kahn vor vier Jahren bildeten die Ausnahme. Dass diese Regel abgeschafft wurde, war nur konsequent und richtig. Bei der Zunahme an Länderspielen erreichen inzwischen zu viele Spieler diese Marke, und ein bisschen Rentengeld braucht von denen keiner mehr.

Michael Ballack, der vom DFB vor die Tür gesetzt worden war, organisiert sein Abschiedsspiel jetzt selbst. Er folgt damit dem Beispiel prominenter Spieler wie Jürgen Klinsmann, Thomas Häßler und Rudi Völler, die ihren Abschied ebenfalls privat abwickelten. Für den 5. Juni kommenden Jahres hat Ballack ehemalige Mitspieler wie Didier Drogba, Frank Lampard, Bastian Schweinsteiger oder Mesut Özil nach Leipzig eingeladen.

Ballack tut jetzt das, was er als Spieler am besten konnte: die Angelegenheiten an sich ziehen und selbst regeln.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false