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Kommentar: Der König ist tot

Stefan Hermanns über das Ende der englischen Dominanz im europäischen Fußball

Wie die Geschichte der Menschheit, so ist auch die Geschichte des europäischen Fußballs eine Abfolge von Epochen, eine Saga von Aufstieg und Zerfall großer Imperien. Wenn nicht alles täuscht, befinden wir uns gerade wieder an einer Zeitenwende.

Zum ersten Mal seit 2003 hat sich kein englischer Klub fürs Halbfinale der Champions League qualifiziert. Nach Liverpool (in der Vorrunde), Chelsea (Achtelfinale) und Arsenal (im Viertelfinale gegen Titelverteidiger Barcelona) hat es als letzte Mannschaft aus der Premier League auch Manchester United erwischt. Die nach allgemeiner Einschätzung beste Liga der Welt ist damit nicht mehr vertreten, wenn im Renommierwettbewerb des europäischen Fußballs die Krönung ansteht.

„Nach dem Überfluss die Hungersnot“, hat die „Times“ geschrieben, als seien die englischen Teams nach Jahren der Völlerei fett und faul geworden. Das wäre der normale Lauf der Dinge. Wer aber gesehen hat, wie Manchester die Bayern in Hin- und Rückspiel jeweils in der ersten Halbzeit an die Wand gespielt hat, der hat einen ganz anderen Eindruck gewonnen: Diese Mannschaft ist nicht bequem und satt, diese Mannschaft ist eher jung und noch ein wenig naiv, und diese Mannschaft hängt ein bisschen zu sehr von der Klasse ihres Stürmers Wayne Rooney ab.

Trotzdem: Das Team trägt nicht den Keim des Zerfalls in sich, sondern den des Wiederaufstiegs. Manchester könnte schon in naher Zukunft wieder um die Vorherrschaft streiten. Wohl nicht mit der Konkurrenz aus dem eigenen Land, sondern mit dem neuen Imperator des europäischen Fußballs: mit dem FC Barcelona.

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