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Kommentar: Dialog statt Eskalation

Mit Repressalien und Verboten erreicht man das Gegenteil von dem, was man will. Lars Spannagel über populistische Maßnahmen gegen Fangewalt.

Geisterspiele, personalisierte Eintrittskarten, Abschaffung der Fanprojekte, Verbot aller Stehplätze: Nach dem Krawall im Berliner Olympiastadion werden jetzt von den üblichen Seiten Maßnahmen gefordert, die den deutschen Fußball sicherer machen sollen. Aktionismus hilft in der Debatte aber nicht weiter. Im Gegenteil.

Keine Frage: Gewalttaten müssen verfolgt werden, sportrechtlich wie strafrechtlich. Verhindern kann man Fangewalt im Fußball aber nur, wenn man Einfluss auf die Kurven hat. Mit Repressalien und Verboten erreicht man das Gegenteil, die Fans schotten sich ab. Deswegen wäre es nach den jüngsten Vorfällen fatal, auf Eskalation statt auf Dialog zu setzen. Sonst kommt es zu Solidarisierungseffekten: Die Einheit der Gruppe, der Kampf gegen den gemeinsamen Feind wird wichtiger als der gesunde Menschenverstand. Der allergrößte Teil der Fans geht aber immer noch ins Stadion, um seine Mannschaft anzufeuern. Deswegen ist es wichtig, nicht alle, die in der Kurve stehen, pauschal als potenzielle Prügler abzuurteilen.

Die Profiklubs müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie sich für ihre Zuschauer wirklich verantwortlich fühlen – oder ob ihnen die Fans nur als zahlende Kunden wichtig sind. Vor gar nicht langer Zeit war es noch undenkbar, dass ein Profiklub seine Lizenz nur bekam, wenn er eine professionelle Jugendarbeit vorwies. Inzwischen ist das selbstverständlich. Das Gleiche könnte man sich für die Fanarbeit vorstellen: professionelle Betreuung als konkrete Auflage für alle Klubs. Damit wäre dem Fußball langfristig mehr geholfen als mit kurzfristigem Aktionismus.

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