zum Hauptinhalt
Feiern mit den Fans: Berlins Frank Hördler jubelt nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2013 mit den Eisbären-Anhängern.

© dpa

Kommentar: Die Eisbären führen ihre Politik der ruhigen Hand fort

Mit 13 Spielern haben die Eisbären Berlin jetzt die Verträge bis 2015 verlängert. Beim Deutschen Eishockeymeister gehört es zur Tradition, auf bewährte Kräfte zu setzen - ein Grund für den Erfolg der Eisbären und die innige Zuneigung der Fans zu ihrer Mannschaft.

Wer in der kommenden Saison in ihren Lieblingstrikots steckt, muss dem Berliner Basketballfan schon fast egal sein: Alle Leistungsträger haben Alba verlassen, mit dem gebürtigen Berliner Heiko Schaffartzik auch die größte Figur mit Identifikationspotenzial. Es muss auch ohne solche Spieler gehen, sagen sie bei Alba. Ganz anders sieht man das bei der Profimannschaft, die mit ihnen die Halle teilt: Bei den Eisbären gehört es zur Tradition, dass keine Unbekannten in den vertrauten Trikots stecken. Mit insgesamt 13 Spielern hat der Deutsche Eishockeymeister jetzt die Verträge bis 2015 verlängert, darunter die Stars Julian Talbot und Darin Olver. Diese Politik der ruhigen Hand ist das Erfolgsrezept des Klubs: Drei Meistertitel in den vergangenen drei Jahren gewann das Team damit, Alba holte in dieser Zeit nur einen Pokalsieg.

Damit war bei den Eisbären nun der Druck, etwas radikal anders zu machen, natürlich nicht allzu groß. Doch das Profi-Eishockey in Europa verändert sich gerade rasant, international mit dem Aufstieg der Kontinental Hockey League (KHL), der in Russland beheimateten Profiliga mit internationalem Expansionsdrang. Und in Deutschland mit dem Einstieg des finanzkräftigen Red-Bull-Konzerns beim EHC München, der die nationale Hierarchie mittelfristig gehörig durcheinander wirbeln dürfte.

Vor diesem Hintergrund sind die Vertragsverlängerungen auch eine Demonstration des Berliner Selbstbewusstseins. Außerdem leben die Eisbären nicht nur von ihren zählbaren Erfolgen. Die Fans identifizieren sich eben nicht nur mit dem Vereinslogo, sie haben viele Spieler – allen voran Kapitän André Rankel sowie Jens Baxmann, Frank Hördler und Florian Busch, die schon bei der Meisterschaft 2005 dabei waren – über Jahre von Talenten zu Leistungsträgern reifen sehen.

Es ist ein Grund für die besonders innige Zuneigung der Eisbären-Fans zu ihrer Mannschaft: Sie können nicht nur Titel zählen, sie kennen auch die persönlichen Geschichten dahinter. Und so ergibt es Sinn, wenn auch mit Spielern verlängert wird, die sportlich trotz aller Meisterschaften nicht immer über jeden Zweifel erhaben waren. Über deren bekannte Schwächen zu meckern, gehört zur Fanfolklore. Schließlich zählen auch diese Spieler zur Eisbären-Familie, wenn sie nur lange genug dabei sind. Der Klub hat sich klar dazu bekannt, solche Geschichten weiterschreiben zu wollen. Das macht ihn in Berlin einzigartig und dürfte garantieren, dass die Fans nicht sofort davonlaufen, wenn es mal nicht zum Titel reichen sollte.

Aber darüber müssen sie sich bei den Eisbären im Moment sowieso keine Gedanken machen. Schließlich haben sie zuletzt eindrucksvoll bewiesen, dass man mit Kontinuität eben auch Titel gewinnt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false