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Kommentar: Die Sünden der anderen

Frank Bachner über den vorzeitigen Rückzug von Schiedsrichter-Chef Volker Roth.

Roth? Volker Roth? Da war doch was. Stimmt, da war was. Volker Roth war früher Weltverbands-Schiedsrichter, sein wichtigstes Turnier pfiff er 1986 bei der Weltmeisterschaft in Mexiko. Die älteren Fußballfans werden sich noch an ihn erinnern, an den streng blickenden Unparteiischen. Roth als Funktionär im Deutschen Fußball-Bund (DFB) haben die meisten hingegen wohl nie wahrgenommen, weshalb auch? So gesehen ist es fast unbedeutend, dass Roth als Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses schon im April und nicht wie geplant im Herbst zurücktritt. Aber Volker Roth besetzt im Moment noch andere Rollen, und die machen seinen aktuellen Rückzug öffentlich bedeutsam.

Er ist Bauernopfer und Täter zugleich. Täter, weil er als Vorsitzender des Schiedsrichteraussschusses im Fall Manfred Amerell zu lange geschwiegen haben soll. Die Vorwürfe des Schiedsrichters Michael Kempter, dessen Anklage von sexueller Belästigung durch Amerell, hat er zu lange für sich behalten. Und er hat im System der Unparteiischen geduldet, dass einer wie Amerell zu viel Macht anhäufen konnte.

Aber Roth ist auch ein Bauernopfer des DFB. Dessen Präsident Theo Zwanziger gilt wegen seiner Managementfehler als angezählt. Bis vor kurzem noch hatte er treu zu Roth gestanden. Und nun? Nun geht der eine, ob auf eigenen Wunsch oder von der DFB-Spitze sanft überredet, ist letztlich egal. Denn nun gibt’s einen vermeintlich Schuldigen, nun könnte sich die Stimmung beruhigen.

So lauten wohl die Hoffnungen beim DFB.

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