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Kommentar: Diego, der Tänzer

Anna Kemper über Maradonas zweite große Karriere.

Es war ein trauriger Moment für alle Tanzfans: Vor fünf Jahren musste Diego Armando Maradona seine bis dato äußerst erfolgreiche Teilnahme an der italienischen TV-Show „Ballando con le stelle“ („Tanzen mit dem Star“) über Nacht abbrechen, weil die italienischen Steuerfahnder seine Gage pfänden wollten. Dabei war in den drei Folgen mit Maradona klar geworden: So anmutig, wie er bei Tango und Samba übers Parkett glitt, konnten all die eleganten Dribblings und artistischen Tore seiner Fußballer-Laufbahn nur ein Vorspiel gewesen sein zu einer ganz großen zweiten Karriere als Turniertänzer.

Während sich Maradona seitdem lust- und talentlos als argentinischer Nationaltrainer verdingt, wartet die Tanzszene auf ein Comeback. Aber jeder Versuch wird sabotiert: Der Grundstein dieser Verschwörung gegen Diego, den Tänzer, wurde bereits 1994 während der Fußball-WM in den USA gelegt, als man ihm, wie er es ausdrückte, „die Beine abschnitt“. 2006 nahmen die Steuerfahnder Maradona in Neapel seine zwei Rolex-Uhren ab, unerlässlich fürs Taktgefühl. Zuletzt versuchte Maradona im September, durch eine Schnelldiät in einem Spa in Meran wieder in Tanzformat zu kommen – und erlitt er einen herben psychischen Rückschlag, als der Fiskus dort seinen Brillantohrring beschlagnahmte.

Aber vielleicht ist genau das die Rettung von Maradonas zweiter Karriere: Kommende Woche soll der Ohrring in Italien versteigert werden. 4000 Euro ist der Schätzwert, 36 Millionen Euro betragen Maradonas Steuerschulden. Aber hat nicht erst vor sechs Monaten ein schnöder Radiergummi (geschätzter Wert: ein Euro) von Prinzessin Diana 630 Euro bei einer Versteigerung eingebracht? Hochgerechnet könnte Maradona seine Schulden also bald los sein, endlich wieder gefahrlos italienischen Boden betreten und mit seinen Tanzkünsten verzaubern. Nach der WM in Südafrika hat er ja auch sicher wieder Zeit dazu.

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