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Nicht lange fackeln! Das Olympische Feuer auf dem Weg nach Sotschi, am Montag, 6.1.2013, in der Region Kirov, 900 Kilometer östlich von Moskau.

© Imago

Kommentar: Druck und Spiele in Sotschi

Am heutigen Dienstag in genau einem Monat werden die Olympischen Winterspiele von Sotschi beginnen, trotz aller Kritik. Dennoch darf man Olympia auch genießen.

Es werden sicher keine unbeschwerten Spiele – wie soll man auch Spaß an Sport und Wettkampf haben, wenn man Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörung, Terrorwarnungen und Korruption stets im Hinterkopf hat? Trotzdem gibt es Gründe, sich zumindest ein bisschen auf Olympia in Sotschi zu freuen.

Der naheliegendste Grund: Athleten aus aller Welt haben vier Jahre lang für diesen Höhepunkt trainiert, es wird spannende Wettkämpfe und sportliche Höchstleistungen geben. Olympische Spiele – egal wo sie ausgetragen werden – sind nun einmal das Hochamt des Sports, bei Olympia werden Stars geboren und Legenden geschrieben. Auch Sotschi wird Geschichten und Bilder liefern, an die man noch in Jahrzehnten zurückdenkt. Dabei darf man natürlich nicht vergessen, unter welchen Umständen die Wettkämpfe ausgetragen werden. Aber auch in dieser Hinsicht darf man auf Sotschi 2014 mit einer gewissen Hoffnung blicken.

Russland muss sich ein wenig öffnen – es geht an keinem Land der Welt spurlos vorbei, wenn die Welt und vor allen Dingen die Weltöffentlichkeit zu Gast sind. Schon gar nicht an einem Volk, das so gastfreundlich ist wie die Russen. Womöglich werden die zumeist jungen freiwilligen Olympia-Helfer die Chance nutzen, um Kontakte in die Welt zu knüpfen und einen anderen Blickwinkel kennenzulernen. Zum Beispiel auf das Thema Homosexualität, das in Russland noch ein Tabu ist.

Kurzfristige Veränderungen oder gar einen Kurswechsel von Wladimir Putins Regierung darf man nicht erwarten. Durch die erhöhte Aufmerksamkeit ist aber ein gewisser Druck entstanden, auf den Putin zuletzt mit Maßnahmen wie der Amnestie für politische Inhaftierte oder die Lockerung des Demonstrationsverbots reagiert hat. Es liegt jetzt an westlichen Politikern und Medien, den Druck aufrecht zu erhalten. Und weiterhin genau auf Russland zu schauen, erst recht wenn alle Medaillen vergeben sind und das olympische Feuer in Sotschi erloschen ist.

Dann darf man sich auch erlauben, Olympia zu genießen. Ein klein wenig.

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