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Kommentar: Ein Knall als Signal

Hartmut Moheit über den Rauswurf von drei deutschen Handballern aus der Nationalmannschaft.

Abrupe Entscheidungen müssen nicht zwingend unüberlegt sein. Manchmal reifen sie heran, bis es zum Knall kommt. Wie jene von Handball-Bundestrainer Heiner Brand einen Tag nach der EM, drei Spieler vorerst aus der Nationalmannschaft zu suspendieren. Letzter Auslöser dafür war sicherlich die blamable und eines Weltmeisters unwürdige Zehn-Tore-Niederlage gegen Frankreich im Spiel um Bronze. Anzeichen für Brands Unzufriedenheit hatte es aber bereits in den Spielen zuvor gegeben. Auf seine Stammformation konnte er sich in Norwegen zwar einigermaßen verlassen, aber von Wechselbank hatte sich kein Spieler aufgedrängt. Im Vergleich dazu musste Brand mit ansehen, wie beim deutschen Halbfinalbezwinger und späteren Europameister Dänemark stets durchgewechselt werden konnte.

Brand will deshalb ein Zeichen setzen. Es hätte auch weitere Spieler treffen können und wohl auch müssen, nicht nur die drei Lemgoer. Etwas mehr als ein halbes Jahr vor Olympia sind alle Klubs in der Pflicht, ihren Anteil an einer starken Nationalmannschaft zu leisten. Denn für deutsche Weltmeister auf der Wechselbank und Talente ohne Spielpraxis sind sie verantwortlich. Dänen, Kroaten und Franzosen, allesamt mit Medaillen dekoriert, kamen bestens vorbereitet aus der Bundesliga zur EM. Die Lösung dieses Problems liegt in der Zukunft.

Dass bis Peking keine Wunder von den deutschen Handballern mehr zu erwarten sind, ist sicher. Auch ein Konkurrenkampf wird mangels erstklassiger Spieler kaum mehr zu entfachen sein. Es blieb Brand nur der Knall. Bei dem wenigen Personal, das ihm zur Verfügung steht, ist er darauf angewiesen, dass wenigstens die Einstellung stimmt. Seite 19

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