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Für 7,50 Euro zu versteigern? Mit seiner Sportlotterie will Robert Harting mehr finanzielle Unterstützung für übersehene Sportarten erzeugen.

© imago sportfoto

Kommentar: Eine Goldmedaille für 7,50 Euro

Robert Harting gründete eine Sportlotterie, um das Leben neben dem Sport finanziell zu sichern. Für unseren Autor ist das nachvollziehbar, denn das aktuelle Sportförderungsprogramm verschreckt auf Dauer den Nachwuchs.

Für eine olympische Goldmedaille haben deutsche Athleten eine Prämie von 15.000 Euro in London erhalten, bei den Winterspielen in Sotschi wird es wohl ähnlich sein. Robert Harting, der 2012 in London im Diskuswerfen Gold holte, erzählt, dass er für Olympia zehn Monate intensiv trainiert, sechs Tage die Woche, acht Stunden am Tag. Das macht einen Stundenlohn von 7,50 Euro.

Man kann natürlich auch nicht davon ausgehen, dass Harting sein ganzes Leben keinen Sport gemacht hat, außer die zehn Monate vor London. Viele Sportler trainieren ihr ganzes Leben nur für das eine Ziel: Eine Medaille bei den Olympischen Spielen. Und wenn ein Athlet dann wirklich das große Ziel erreicht hat, erhält er eine Summe, die nicht mal das Monatsgehalt eines Fußballers ist, der in seiner Profikarriere keinen einzigen Titel gewonnen hat.

Nur wie will eine Nation auf Dauer Leichtathleten, Bobfahrer oder Biathleten auf Weltniveau heranziehen, wenn Nachwuchssportler früh feststellen, dass Vorbilder wie Turner Fabian Hambüchen oder Segler Erik Heil sich für ein gutes finanzielles Auskommen gewaltig strecken müssen? Wer hat da noch Lust, sich tagtäglich zu schinden? Läufer aus afrikanischen Nationen werden nach einem Medaillengewinn zuhause als Helden gefeiert, bekommen große Belohnungen. Da wird dem Olympiasieger schon mal auf Kosten des Staates ein Eigenheim gebaut. Unsere Olympia-Helden dagegen, die werden vergessen, sobald der nächste Spieltag in der Fußball-Bundesliga ansteht.

Julian Bergemann

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