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Kommentar: Ermittlungen gegen das Klischee

Gegen 23 Polizisten, die beim Spiel Schalke 04 gegen Saloniki in den Fanblock eingedrungen waren, wird nun wegen Körperverletzung ermittelt. Ein Vorfall, der keine gutes Bild auf die Polizei wirft und zeigt, dass es im Konflikt mit den Fans nicht nur Schwarz und Weiß gibt, findet unser Autor.

Vermutlich werden die sogenannten aktiven Fußballfans mit einiger Verwunderung auf die Nachricht reagiert haben, die sie gestern aus Düsseldorf vernommen haben. Demnach wird gegen 23 Polizisten wegen Körperverletzung im Amt ermittelt, weil sie während des Champions-League-Spiels des FC Schalke 04 gegen Paok Saloniki gewaltsam in den Schalker Fanblock eingedrungen waren. Diese Nachricht passt nicht ins Weltbild der Fans, die der Polizei gerne Willkür im fortgeschrittenen Stadium vorwerfen. Acht Monate liegen die Ereignisse in der Schalker Arena zurück, und dass bis gestern in dieser Angelegenheit nichts passiert war, dürfte bei den Fans den Verdacht genährt haben, dass das Ganze wieder einmal unter den Tisch gekehrt werden solle.

Es ist ein gutes Zeichen, dass dies diesmal nicht geschieht – weil der Vorfall kein gutes Licht auf die Polizei wirft.

Auslöser ihre Einsatzes war ein Banner des mazedonischen Klubs Vardar Skopje, mit dessen Fans die Schalker befreundet sind und das bei vielen Spielen der Schalker in der Kurve hängt. Angeblich, so die Argumentation der Polizei, hätten sich die Fans aus Griechenland von diesem Banner provoziert gefühlt und mit einem Sturm der Schalker Kurve gedroht. Anstatt dies mit den gebotenen Mitteln zu verhindern, stürmte die Polizei selbst in den Schalker Block, setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein, um des Banners habhaft zu werden. Eine seltsame Taktik.

Dass gegen die Beamten ermittelt wird, heißt noch lange nicht, dass es auch Konsequenzen für sie geben wird. Aber es zeigt, dass es im Konflikt zwischen Fans und Polizei nicht nur Schwarz und Weiß gibt, wie es von beiden Seiten gern verbreitet wird. Von Rainer Wendt zum Beispiel, dem Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, der im aktuellen Fall frei von Sachkenntnis seine Rolle als Scharfmacher bedient hat und das harte Vorgehen damit begründet hatte, dass die Polizisten „zwischen den Blöcken stehen und sich ihrer Haut erwehren“ müssten. Hätten sie das nur mal getan: zwischen den Blöcken stehen, anstatt den Block zu stürmen.

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