zum Hauptinhalt
Reals Präsident Florentino Perez (rechts) präsentiert stolz Neuzugang Gareth Bale.

© Reuters

Kommentar: Es muss nicht immer Bale sein

Tagesspiegel-Autor Stefan Hermanns begrüßt, dass die Bundesliga den internationalen Transferwahnsinn nicht mitmacht.

Jürgen Klopp hat am Wochenende einen beachtlichen Satz über seinen neuen Offensivspieler Henrich Mchitarjan gesagt, der Borussia Dortmund in diesem Sommer 27,5 Millionen Euro gekostet hat: „Wir hätten auch noch mehr bezahlt.“ Man muss diesen Satz in Zusammenhang bringen mit einer anderen Aussage des Dortmunder Trainers. Klopp hat nämlich auch gesagt, dass ein Spieler von der Qualität Mchitarjans sehr viel teurer gewesen wäre – wenn er nicht bei Schachtjor Donezk gespielt hätte. Sondern zum Beispiel bei Tottenham Hotspur in der Premier League, wenn er dazu Waliser wäre und, sagen wir, Real Madrid um ihn gebuhlt hätte.

Mit Fußballprofis verhält es sich nun mal anders als mit Gebrauchtwagen, deren Wert sich anhand der Schwacke-Liste objektiv bestimmen lässt: je nach Typ, Baujahr, Ausstattung und Kilometerstand. Der Transferwert eines Fußballers ist in erster Linie Verhandlungssache, und das erklärt, warum Real Madrid für Gareth Bale am Ende 100 Millionen Euro nach Tottenham überweisen musste. Legt man allein den Preis zugrunde, müsste Bale ungefähr vier Mal so gut sein wie Mchitarjan, drei Mal so gut wie Mario Götze und doppelt so gut wie Mesut Özil. Dieser Schluss aber ist gerade nicht zulässig.

Die Transferperiode in diesem Sommer hat wieder ein bezeichnendes Licht auf den europäischen Fußball und seine Gepflogenheiten geworfen. Mit geschätzten 250 bis 265 Millionen Euro hat die Bundesliga zwar einen neuen nationalen Transferrekord verzeichnet. Verglichen mit 170 Millionen Euro, die allein Real Madrid in neues Personal investiert hat, nimmt sich das Geschäftsgebaren der 18 deutschen Erstligaklubs aber immer noch erfreulich bescheiden aus. Die Deutschen suchen lieber in Nischen, anstatt ins erstbeste Regal zu greifen.

Es muss halt nicht immer Bale sein. Manchmal reicht auch Mchitarjan.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false