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Kommentar: Favres Note

Michael Rosentritt über den privaten Auftritt des früheren Hertha-Trainers

Lucien Favre haben die täglichen Pressegespräche zugesetzt. Der frühere Trainer von Hertha BSC hätte viel dafür gegeben, wenn er sich den einen oder anderen als lästig empfundenen Pflichttermin hätte ersparen können. Gerade mal eine Woche nach seiner Entlassung ruft er nun eben diesen Kreis zusammen, um sich zu erklären. Eine ungewöhnliche Maßnahme. Insofern passt sie zum ihm. 

Es ist prinzipiell sein gutes Recht, die Deutungshoheit seines Abgangs nicht allein dem Verein zu überlassen. Man weiß um die Scheinheiligkeit des Geschäftes Profifußball. Der Schweizer hat sich also auf die Suche nach den Gründen seines Scheiterns gemacht und ist dabei – höre und staune – überall fündig geworden, nur nicht bei sich selbst.

Das ist mindestens überraschend. Auch weil es ein wenig an den Abgang eines Mannes erinnert, der sich bis zum Ende seiner Tage bei Hertha für unfehlbar hielt. Gemeint ist Dieter Hoeneß, dessen Trennung Hertha nicht verkraftet habe. Sagt Favre. Das er diesen Prozess befeuert hat – vergessen. Dass Favre während seiner Zeit 30 Spieler ausgetauscht und dafür 27 Millionen Euro ausgeben durfte – vergessen oder verdrängt. Der aktuelle Kader, mit dem Hertha dem Abstieg entgegenfällt, trägt Favres Note.

Lucien Favre mag ein guter Fußballfachmann sein, ein sehr guter vielleicht. Aber polyvalent ist anders. Wenn es seine Absicht war, mit seiner Erklärung auf dem Trainermarkt für große Klubs kompatibel zu bleiben, so ist ihm das nicht gelungen. Hätte er nichts gesagt, hätte er mehr erreicht.

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