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Kommentar: Franz Beckenbauer, der lupenreine Werbeträger

Russland hat Franz Beckenbauer als Sportbotschafter für sich gewonnen. Ein zweifelhafter Deal - der dem Fußball-Kaiser trotzdem kaum schaden wird.

Fleischklößchensuppe, Mineralöl, Autos, Banken, Handy-Verträge und natürlich Weißbier: Franz Beckenbauer hat schon fast alles beworben. Seit nahezu 50 Jahren ist Beckenbauer weltberühmt, genauso lange ist er für Unternehmen aller Art ein begehrtes Gesicht. Jetzt wirbt der 66-Jährige eben für sportliche Großereignisse in Russland, der Staatskonzern Gazprom wird ihm dafür in den kommenden Jahren ein kaiserliches Gehalt überweisen. Ein zweifelhafter Deal – der Beckenbauer trotzdem kaum schaden wird.

Der Name des ehemaligen Weltfußballers steht für Erfolg, Professionalität und Bodenständigkeit. Gepaart mit seiner verbindlich-unverbindlichen Art und seinem mittlerweile großväterlichen Charme ergibt sich ein Profil, das im Sport seinesgleichen sucht. Russland, vor allem die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi und die Fußball-WM 2018 , hat nun also einen Sportbotschafter, der Seriosität ausstrahlt und Sympathie einfordert. Wer die Marke Beckenbauer einkauft, bekommt eben eine ganze Menge für sein Geld. Und umgekehrt, müsste das zweifelhafte Demokratieverständnis der russischen Führung nicht einen Schatten auf die deutsche Lichtgestalt werfen? Nein.

Der Trick: Man glaubt keine Sekunde, Beckenbauer sei der Ansicht, Russland sei der beste Ort, um Sportereignisse auszurichten. Genauso wenig traut man ihm schließlich zu, Handy-Verträge abzuschließen oder ein Girokonto zu führen. Die Glaubwürdigkeit der Werbefigur Beckenbauer liegt darin, eigentlich völlig unglaubwürdig zu sein. Allein die Sache mit dem Weißbier, die nimmt man ihm ab.

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