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Kommentar: Hans Meyers Rückkehr - bedingt originell

Stefan Hermanns über den erneuten Dienstantritt Hans Meyers bei Borussia Mönchengladbach.

Rolf Königs, der Präsident von Borussia Mönchengladbach, besitzt ein Faible für große Worte. Vor anderthalb Jahren, als der Klub sich wieder einmal in höchster Not bewegte, hat Königs ein sportliches Entscheidungsgremium eingerichtet, das er zum „Kompetenzteam Sport“ ernannt hat. Das Team versammelt die geballte Kompetenz des ehemaligen B-Jugend-Trainers Christian Ziege, des Nachwuchskoordinators Max Eberl und des Teammanagers Steffen Korell. In den letzten Tagen hatte das Team einiges zu tun, am Wochenende hat es das Ergebnis seiner Arbeit präsentiert: Hans Meyer kehrt als Trainer zu Borussia Mönchengladbach zurück. Jener Meyer, unter dem Eberl und Korell ihre beste Zeit als Fußballer erlebt haben und dem sie letztlich ihre aktuellen Jobs zu verdanken haben. Ein großer Wurf sieht anders aus.

Die Lösung Meyer besticht nur bedingt durch Originalität. Aber mit vier Punkten aus acht Spielen befinden sich die Gladbacher in einer Situation, in der sie sich eines ganz sicher nicht leisten können: Originalität. Ihre Lage erlaubt keine Experimente. Insofern ist die Entscheidung für den Ex eine gute Entscheidung. Sie zeugt von einer für den Verein eher untypischen Sachlichkeit. Rolf Königs, 67 Jahre alt, mag weiterhin davon träumen, dass er als Präsident noch ein Europacupspiel der Borussen erlebt; kurz- und mittelfristig geht es allein ums sportliche Überleben. Dafür steht Meyer. Als Lösung, die über den Moment hinausreicht, lässt sich die Verpflichtung eines fast 66-Jährigen auch nur schwer verkaufen. Dafür ist Christian Ziege vorgesehen, der nun von Meyer für den Trainerjob angelernt werden soll. Wenigstens der Schein von Kontinuität bleibt damit gewahrt.

Hans Meyer ist eine der schillerndsten Figuren im deutschen Fußball, und er ist einer der kompetentesten Trainer des Landes – auch wenn sein Lebenslauf etwas anderes vermuten lässt. Mit seinem Engagement in Mönchengladbach, das er weder für sein Ego noch des Geldes wegen nötig hat, versteift er sich erneut auf das Fach des Retters, das er schon bei Hertha BSC und in Nürnberg zu allgemeiner Zufriedenheit ausgefüllt hat. Meyer ist das genug. Den Gladbachern offensichtlich auch. Zumindest fürs Erste.

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