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Kommentar: Herr Lehmann

In der Stuttgarter Krise wäre seine Erfahrung gefragt, um die Situation zu beruhigen. Doch Jens Lehmann tut derzeit alles, um vielleicht gar nicht mehr bis Saisonende im Tor zu stehen. Mathias Klappenbach verabschiedet sich von einem unsportlichen Torwart.

Ein halbes Jahr noch, dann ist es endlich vorbei. Wenn es nach Jens Lehmann geht. Denn ob der 40 Jahre alte Torwart noch bis zum gewählten Ende seiner Karriere auf dem Platz stehen wird, ist derzeit fraglich. Man kennt die Eskapaden: Herr Lehmann fährt in Schalke mit der Straßenbahn in der Halbzeit nach Hause, Herr Lehmann wirft in London mit dem Ball auf den Gegner, Herr Lehmann reißt in Stuttgart seinem Mitspieler das Stirnband vom Kopf. Herr Lehmann darf das. Die anderen nicht. Als zuletzt ein Balljunge den Ball über ihn hinwegwarf, sagte Herr Lehmann, dass er jetzt nach Hause müsse, um seinen Kindern zu erklären, was Respekt bedeute.

Falls er das kann. Herr Lehmann zeigt ständig, dass er selbst keinen vor den anderen Sportlern hat. Man könnte ihm in jedem Spiel vom Platz stellen, weil er andauernd rempelt, provoziert, reklamiert, unsportlich ist. Oft wird gesagt, dem Fußball fehlten Typen. Solche sicher nicht, auch wenn Herr Lehmann unterhaltsam ist.

In der Stuttgarter Krise wäre seine Erfahrung gefragt, um die Situation zu beruhigen. Doch Herr Lehmann macht zum Karriereende nochmal Tempo. Er kritisiert die Vereinsführung, pinkelt im Spiel an die Werbebande, will die Strafe für die Kritik nicht zahlen, fliegt vom Platz, kostet Punkte. Und klaut einem Fan, als erzieherische Maßnahme, die Brille.

Der letzte große Kampf, den Herr Lehmann rein sportlich gewonnen hat, war der um das deutsche Tor gegen Oliver Kahn. Der ist auch manchmal ausgerastet. Aber nie versteckt. Vielleicht fehlt Herrn Lehmann einfach ein klarer Feind, auf den er sich konzentrieren kann.

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