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Kommentar: Hertha macht sich selbstständig

Nun kann sich die neue Hertha beweisen. Robert Ide kommentiert den Sturz des Managers Dieter Hoeneß.

Hertha ohne Hoeneß – irgendwie ist das gar nicht vorstellbar. Nun aber ist es doch passiert. Berlins Fußball-Bundesligist trennt sich von seinem mächtigen, allmächtigen, zuweilen übermächtigen Manager. Nach allem, was in den vergangenen Monaten passiert ist, nach den Differenzen innerhalb der Vereinsführung und den Schwierigkeiten zwischen Hoeneß und Trainer Lucien Favre, ist dies wohl ein notwendiger Schnitt. Vor allem aber ist es immer noch ein mutiger Schritt: Hertha BSC emanzipiert sich von Dieter Hoeneß.

Der 7. Juni 2009 wird in die Vereinsgeschichte eingehen. Als ein Tag, an dem eine alte Hertha aufgehört hat zu existieren. Eine Hertha, die sich durchaus zupackend, aber auch ziemlich selbstherrlich von der Zweiten Liga bis in die obersten Regionen der Bundesliga hochgeboxt hat. Eine Hertha aber auch, die fast an ihren mit Schulden erkauften Meisterträumen erstickt wäre. Eine Hertha, die noch zu oft nach West-Berliner Mief muffelte und zu selten nach Gesamt-Berliner Gelassenheit duftete. Der Aufstieg von Hertha ist Hoeneß zu verdanken. Das immer noch mittelmäßige Image des Vereins auch.

Hoeneß war Hertha. Doch der Verein braucht neue Gesichter. Mit Trainer Lucien Favre, der erfolgreich eine junge Mannschaft aufbaut, hat er schon ein gutes gefunden. Die Ironie dabei ist, dass Hoeneß dieses Gesicht gefunden hat, es aber offenbar nicht ertragen konnte, dass sein eigenes nach und nach dahinter verschwindet. Zudem verfügt Hertha mittlerweile über eine moderne Satzung (die den Sturz eines zu selbstgefälligen Geschäftsführers erleichtert) – und über ein geschickt agierendes Führungspersonal um Präsident Werner Gegenbauer, das sich geschworen hat, dass der Verein nie wieder an den Rand der Zahlungsfähigkeit geraten darf. Auch wenn dafür Stürmer wie Marko Pantelic oder Andrej Woronin gehen müssen, weil sie zu teuer sind.

Nun kann sich die neue Hertha beweisen. Sie kann durch sportliche und wirtschaftliche Erfolge überzeugen – und durch Bescheidenheit, die diese Erfolge begleitet. Dieter Hoeneß hat es an der für ein solch wichtiges Amt unabdingbaren Demut und Gelassenheit gefehlt. Deshalb musste sich Hertha BSC von dem Mann trennen, dessen Antrieb im Guten wie im Schlechten auch immer ein Antrieb für den Verein war. Nun ist Platz für Herthas neue Gesichter.

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