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Kommentar: Kunstgriff für die Zweifler

Sven Goldmann lobt Hertha-Trainer Lucien Favres Mut

Ein knappes Jahr lang hat die Fußball-Bundesliga Lucien Favre weniger als Trainer wahrgenommen denn als Zauberer. Als einer, der die mittelmäßig begabte Mannschaft von Hertha BSC zum Mitfavoriten auf die Deutsche Meisterschaft machen konnte. Der Nimbus litt ein wenig, als Favre in den letzten beiden Spielen der vergangenen Saison zwei Stars auf die Bank setzte, aus durchaus nachvollziehbaren Gründen, aber es reichte eben nur zu einem Punkt und so zum undankbaren vierten Platz.

Der Zauberer Favre wurde heruntergeredet zum Zauderer, der nicht mit großen Namen zurechtkommt und vielleicht doch besser in seiner kleinen Schweiz aufgehoben wäre. Genauso ging es weiter, mit einem missratenem Bundesligaauftakt und einem drohenden Scheitern in Europa. Lucien Favre brauchte ein Erfolgserlebnis, eine besondere Situation, die nur er auflösen und zu einem Erfolg machen konnte.

Diese Situation hat ihm das Europa-League-Spiel gegen Bröndby geschenkt. Hertha liegt 0:1 zurück, braucht unbedingt zwei Tore, und was macht der Trainer? Wechselt seine beiden Stürmer aus. Schickt einen defensiven Mittelfeldspieler in die Spitze. Gewinnt am Ende 3:1. In dieser magischen letzten halben Stunde war Lucien Favre wieder der von allen äußeren Zwängen losgelöste Fußballexperte. Einer, der sich nicht um Pfiffe und Schlagzeilen schert, sondern das tut, was er für richtig hält. Favres Kunstgriff war auch ein Signal an die Zweifler innerhalb der Mannschaft: dass da auf der Bank einer sitzt, der ihnen helfen kann, das zu schaffen, woran sie in der vergangenen Saison gescheitert sind – auch die wichtigen Spiele zu gewinnen.

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