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Kommentar: Lasst uns ewig Zweiter sein

Friedhard Teuffel über den von jetzt an geschützten Begriff Vizekusen

Wäre wirklich ungünstig, wenn Bayer Leverkusen noch Meister würde, fast ein kleiner Betriebsunfall, denn das Saisonziel hat die Werksleitung jetzt eindeutig festgelegt: Vizemeister. In diesen Tagen läuft schließlich die Produktion an für die neueste Serie von Trostarznei aus dem Hause Bayer. Christbaumkugeln, Spielzeug, Sportklamotten, allesamt mit dem Aufdruck Vizekusen, den haben sie sich beim Patentamt schützen lassen. Ein Werksklub muss betriebswirtschaftlich denken.

Der Fanshop wird die neue Vizekusen-Serie bald anbieten und sicher noch erweitern um eine halbierte Meisterschale und eine vergoldete Ananas. Der Verkaufserlös fließt natürlich an die eigene Jugend, damit der Vizetitel auf Jahrzehnte hinaus gesichert ist.

Mit ihrer Vizekusen-Kampagne werden die Leverkusener nicht nur ihr Budget aufbessern, sondern bestimmt auch eine Auszeichnung bekommen von irgendeiner Gesellschaft für originelle PR. Ein Preis, der in etwa so wertvoll ist wie die Herbstmeisterschaft.

Viel wichtiger ist freilich, dass die Leverkusener kurz vor Saisonschluss den Aufstieg in die Deutsche Selbstironie-Liga geschafft haben. Dort spielen bereits Schalker, Bochumer und Dortmunder mit ihrem Fangesang „Ruhrpottkanaken, wir singen Ruhrpottkanaken“ sowie Kölner und Mainzer mit ihrer Liedzeile „Wir sind nur ein Karnevalsverein.“ Nicht dabei sind bisher die Münchner, denen noch keine Antwort auf „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ eingefallen ist. Über die Aufnahme von Hoffenheim befindet gerade ein Schiedsgericht. Es konnte noch nicht geklärt werden, ob die Fans am Wochenende „Scheiß Millionäre“ nicht vielleicht doch ironisch gemeint haben.

Für den Fall, dass es einmal zu gut laufen sollte, haben sich die Leverkusener übrigens noch den Titel Meisterkusen gesichert. Von geplanten Fanartikeln mit diesem Aufdruck war aber bisher noch nichts zu hören.

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