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Trainer der beiden derzeit dominierenden Deutschen Mannschaften: Dortmunds Jürgen Klopp und Münchens Jupp Heynckes.

© dapd

Kommentar: Dortmund gegen Bayern: Zementierte Zweisamkeit

Drohen in der Bundesliga bald spanische Verhältnisse? Dominik Bardow über das Duell Dortmund gegen Bayern und seine Bedeutung für die Zukunft der Bundesliga.

Heute Abend schauen Sie in die Zukunft. Dabei können Sie nicht nur einen Ausblick erhaschen, wer sich wohl den deutschen Meistertitel sichern und wie das Pokalfinale ausgehen wird. Nein, das heutige Spiel Borussia Dortmund gegen Bayern München ist ein Ausblick auf die nächsten Jahre im deutschen Spitzenfußball.

Das glaubt zumindest Uli Hoeneß. Der Bayern-Präsident sagte unlängst, mit Dortmund sei ein Gegner herangewachsen, der sich auf Jahre hinaus auf Augenhöhe mit den Münchnern messen könne. Das sehen auch viele Fans und Experten so. Dortmunds junge, talentierte Mannschaft siegt konstant, der Verein ist ruhig geführt und hat die finanzielle Kraft, Ausnahmefußballer wie Marco Reus und Mario Götze langfristig an sich zu binden.

Schon ist Schwärmerei zu vernehmen, von spannenden Zweikämpfen um die Titel der kommenden Jahre, wie einst zwischen Bayern und Mönchengladbach und wie gut das der Liga täte.

Nur wird es leider nie so kommen.

Um anzuführen, wie spannend ein Dauerduell an der Spitze sein kann, könnte man auf die spanische Liga verweisen, wo nur zwei Vereine Jahr für Jahr Meister werden können: Real Madrid und der FC Barcelona. Abgesehen von den direkten Duellen ist das eher witzlos. Aber so ein Vergleich wäre unzulässig, denn die beiden sind dem Rest ihrer Liga so weit enteilt, wie es in Deutschland höchstens der FC Bayern ist. In Spanien gibt es sozusagen zweimal Bayern.

Dass es auch in Deutschland künftig zwei Vereine dieser Kategorie gibt, ist eher unwahrscheinlich. Selbst Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc sagt sinngemäß, der BVB werde den finanziellen und strukturellen Rückstand auf Bayern München nie aufholen. Auch wenn man weniger pessimistisch ist, dann kann man festhalten, dass Dortmund auf absehbare Zeit nicht in allen Belangen mit Bayern gleichziehen kann – aber der BVB kann den Abstand verkürzen. Und den Vorsprung auf den Rest der Liga ausbauen.

Das Resultat wäre: ein fester Meisterschaftsfavorit und ein fester Stellvertreter, der jedes dritte oder sogar jedes zweite Jahr Meister wird, wenn die Bayern mal keine gute Saison haben. Denn bei aller Abneigung, die man gegen die Bayern haben kann: Das Gute ist, dass sie eben nicht jedes Jahr Meister werden.

Meister wie Wolfsburg, Stuttgart, Bremen oder Kaiserslautern wird es wohl nicht mehr geben

Sie gönnen sich in ihrem Alleingestelltsein gerne exzentrische Krisen. Als wären sie sich bewusst, auch einen Unterhaltungsauftrag zu haben, lassen sie die Konkurrenz nicht verhungern. Sie spenden ihr sogar Geld, zum Beispiel auch Dortmund. Würden sie sich das künftig leisten, wenn es richtige Konkurrenz gibt?

Immer, wenn sich die Münchner ein Sabbatjahr von der Tabellenspitze nehmen, keimt in anderen Bundesliga-Städten die Hoffnung auf eine Meisterschaft auf. Das hält die Binnen-Spannung in der Liga hoch und macht sie lebendig – auch im echten Leben ist der Wechsel aufregender als die feste Partnerschaft.

Wenn Dortmund sich aber dauerhaft oben festsetzt, müssen Überraschungsteams hoffen, dass Bayern und der BVB beide gleichzeitig ein schwächeres Jahr haben, um vorbeizuziehen. Meister wie Wolfsburg, Stuttgart, Bremen oder Kaiserslautern wird es wohl nicht mehr geben. Nur jedes Jahr wieder: Bayern oder Dortmund. Aussuchen kann man sich nur, zu wem man hält, wenn der eigene Klub nicht mehr Meister werden kann.

Konstante Spitzenvereine helfen zwar meist der Performance eines Landes im Europapokal – aber mehr Startplätze als die Bundesliga derzeit hat, kann sie ohnehin nicht gewinnen. Und zwei der Champions-League-Plätze wären immer belegt.

Das würde das Gefälle in der Liga noch vergrößern, wie auch ein anderer Effekt, der oft in der Wirtschaft auftritt, wenn es kein Monopol gibt, sondern ein Duopol. Entweder beide Marktbeherrscher bilden ein Kartell – oder liefern sich eine Art Wettrüsten. Wobei Bayern die größeren Ressourcen hat und nicht zwangsläufig weniger Meistertitel holen würde, wenn es einen festen Konkurrenten gäbe.

Das Resultat wäre wohl, dass die 50+1-Regel irgendwann gekippt wird, wenn die Verhältnisse zu blockiert sind und sie nur noch der Einsatz zwielichtiger Investoren aufbrechen könnte.

Aber vielleicht sieht die Zukunft ganz anders aus. Heute wird ja noch gespielt.

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