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Kommentar: Nichts als Geplapper

Friedhard Teuffel über die Querelen bei der Eröffnung der World Games

Willkommen im nächsten Teil der unendlichen Beziehungsgeschichte von Sport und Politik. Wie er ausgeht, ist bekannt: Der Sport verliert, die Athleten unterliegen. Im vergangenen Jahr haben Sportler, auch aus Deutschland, die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in China boykottiert, sie wollten nicht Teil einer Inszenierung sein. Am Donnerstag hat China die erstbeste Gelegenheit zur Machtdemonstration gegenüber Taiwan genutzt und seine Mannschaft die Eröffnung der World Games boykottieren lassen. Der Unterschied besteht darin, dass die Athleten nicht selbst entscheiden konnten. Dass Sportveranstaltungen von der Bedeutung Olympischer Spiele und selbst von World Games für die Athleten da sind, hat sich also wieder einmal als Funktionärsgeplapper herausgestellt.

Die Frage ist auch, ob der Verband der World Games seinen Teil zu diesem Boykott beigetragen hat. Ob World-Games-Präsident Ron Froehlich sich nicht den Gastgebern ausgeliefert hat, so wie sein Kollege Jacques Rogge vom Internationalen Olympischen Komitee die Spiele samt seiner Symbole tatenlos Chinas Kommunistischer Partei zur Selbstinszenierung überlassen hatte. Froehlich stellte jedenfalls den Präsidenten Taiwans als Präsidenten der Republik China vor und ließ ihn die Spiele eröffnen. Das sei nun mal dessen Titel, hat sich Froehlich gerechtfertigt, und die Eröffnung durch den ranghöchsten Politiker sei im Regelwerk der World Games vorgesehen. Dann liegt der wunde Punkt also im Regelwerk. Die World Games haben eigentlich die Chance, mit jungen Sportarten und ohne olympischen Pomp ein anderes Bild des Sports zu zeigen. Wenn sie aber wie in Taiwan zu sehen dem Protokoll der Olympischen Spiele nacheifern, verspielen sie diese Chance.

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