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Kommentar: Nur die Ruhe

Mathias Klappenbach über Bayer Leverkusen, das sich unter Trainer Jupp Heynckes wieder einmal neu erfunden hat.

Der Ertrag sei sehr gering gewesen, sagte Bayer Leverkusens Trainer Jupp Heynckes nach dem 2:1 gegen den VfL Bochum. Er meinte damit das Missverhältnis von herausgespielten Chancen zu erzielten Toren, Bayer hätte das Spiel deutlich höher gewinnen können. Seit ewigen Jahren, so kommt es einem zumindest inzwischen vor, spielt Bayer wunderschön und gut, macht aber zu wenig aus den großen Möglichkeiten des Teams.

Zwar gibt es immer wieder ein paar Wochen und Monate, in denen zu den überragenden Leistungen auch die Ergebnisse passen und Bayer überall bejubelt wird. Nachhaltig erfolgreich ist das aber nie. Nun soll Heynckes (und auf dem Platz der Abwehrrecke Sami Hyypiä) mit seiner Erfahrung die vielen jungen und hoch talentierten Spieler zu dauerhaftem Erfolg bringen. Erste Ergebnisse sind nach vier Spieltagen bereits zu sehen. Stefan Kießling beispielsweise hat schon vier Tore geschossen und führt das auch darauf zurück, dass ihm der Trainer geraten hat, sich vor dem Tor ein ganz kleines bisschen mehr Zeit zu lassen.

An ein solches retardierendes Moment wäre in der Vorsaison unter dem Powerfußball-Trainer Bruno Labbadia nicht zu denken gewesen. Auch da spielte Leverkusen phasenweise berauschenden Fußball, verfiel aber schnell in Hektik, wenn Chance um Chance vergeben wurde oder der Gegner das Spiel in der Hand hatte. So wie der SC Freiburg vor einer Woche, bei dem Bayer am Ende aber 5:0 gewann. Gegen Bochum nun geriet das Team in Rückstand, behielt aber jederzeit die Nerven.

Was für eine schöne Aufgabe für den 64 Jahre alten Fußballtrainer Jupp Heynckes: Er muss seine überragenden Offensivnaturen nicht antreiben, sondern für den Erfolg einfach nur die Langsamkeit entdecken lassen.

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