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Kommentar: Rudolf Scharping: Die radelnde Altlast

Rudolf Scharping soll als Chef der deutschen Radfahrer gestürzt werden. Aber so einfach ist das gar nicht.

Pool, Mallorca, Gräfin – alles klar? Natürlich. Das sind die Keywords, die ausreichen, um sich über Rudolf Scharping lustig zu machen. Nur ist die Witzfigur Scharping, die den Präsidentenstuhl des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) besetzt, um seine Eitelkeit zu befriedigen, ein langweiliges und auch unseriöses Klischee. Denn niemand kann einschätzen, wie sehr Scharping seinem Verband durch seine politischen Kontakte geholfen hat. Das ist schließlich der Sinn bei der Installierung von früheren Politikern in Verbandsposten.

Seine Schwächen lebt Scharping dagegen öffentlich aus, das könnte ihm zum Verhängnis werden. Möglich, dass er beim Verbandstag des BDR gestürzt wird. Einen Gegenkandidaten gibt’s schon. Vollmundig propagierte Scharping einen Neuanfang des Verbands und einen harten Anti-Doping-Kampf. Allerdings ist der neue Chef dabei selber eine Altlast. Er suchte die Nähe zu Jan Ullrich und zum Team Telekom, er profitierte von der Popularität des Stars und seines Teams. Solche Fotos schaden ihm als Verbandschef inzwischen mehr als die Poolbilder. Wer soll so jemandem den neuen Kurs abnehmen? Dass Scharping im Anti-Doping- Kampf mehr bewegt hat, als viele wissen, nützt ihm wenig. Zudem ließ er 2008 den Vertrag mit Sportdirektor Burckhard Bremer verlängern – ausgerechnet mit jenem Mann, der seit Jahren mit Dopinggerüchten aus der BDR-Vergangenheit in Verbindung gebracht wird. Beim Verbandstag könnten nun beide stürzen.

Könnten. Denn wer nur die angebliche Witzfigur Scharping sieht, unterschätzt den langjährigen Politiker. Scharping weiß, wie man Mehrheiten organisiert.

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