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Kommentar: Rückkehr der Vergangenheit

Dirk Zingler hat sich immer als als Mann der Basis gegeben. Sein Wehrdienst bei einem stasinahen Wachregiment passt nicht in dieses Bild.

So viel Konsequenz war beispielhaft. Weil der damalige Aufsichtsratschef des neuen Hauptsponsors ISP, Jürgen Czilinsky, eine Vergangenheit als Stasi-Offizier hat, trennte sich Unions Präsident Dirk Zingler nach kurzer Zeit von dem Unternehmen. Die Botschaft lautete: Der 1. FC Union und die Stasi sind nicht vereinbar – zu keinem Preis der Welt.

Nun hat das Thema Stasivergangenheit Dirk Zingler höchstselbst eingeholt, und es wird interessant sein zu beobachten, welche Konsequenzen der Unternehmer dieses Mal daraus zieht. Gewiss, Dirk Zingler hat dem Ministerium für Staatssicherheit nie als Inoffizieller Mitarbeiter gedient. Er hat, so sieht es im Moment aus, niemanden bespitzelt, sondern als Angehöriger des Wachregiments Feliks Dzierzynski drei Jahre lang seinen Wehrdienst geleistet. Als Mitglied des Wachregiments war er nur formell dem MfS unterstellt. Ein Beigeschmack bleibt dennoch.

Zingler hätte genauso gut 18 Monate bei der Nationalen Volksarmee dienen können, allerdings mit der Konsequenz, anschließend schlechtere Aufstiegschancen im DDR-Apparat zu haben. Zu DDR-Zeiten sahen viele Fans des 1. FC Union normdivergentes Verhalten als eine Selbstverständlichkeit an und waren sich der Folgen bewusst. Die Abgrenzung zum Staat war ein wesentlicher Faktor in der Fanszene und stärkte das Zusammengehörigkeitsgefühl. Dirk Zingler hat sich gern als Vertreter dieser Fanbasis dargestellt. Dass er als junger Mann einen Aufnahmeantrag für die SED stellte, passt nicht in dieses Bild. Zinglers Abneigung gegen den alten Rivalen BFC wirkt vor diesem Hintergrund gespielt, seine Authentizität beschädigt. Ihm sei damals nicht bewusst gewesen, dass das Wachregiment direkt dem MfS unterstellt war, sagt Zingler. Eine wenig überzeugende Erklärung für jemanden, der mit der Vergangenheit bisher resoluter umgegangen ist.

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