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Der Verdacht hat sich bestätigt. Veronica Campbell-Brown.

© dpa

Kommentar: Schatten über der Insel

Der Dopingfall der Jamaikanerin Veronica Campbell-Brown schadet nicht nur der Spitzenläuferin selbst, findet unser Autor. Ein Kommentar.

In der Selbstdarstellung rennen Jamaikas Läufer deshalb so schnell, weil es ihnen einfach so viel Spaß macht. Die Geschichte von der schnellsten Insel der Welt, auf der Laufen genauso gelebt und gefeiert wird wie Reggae, wird jedenfalls immer wieder gerne erzählt. Zweifel an der Natürlichkeit von Jamaikas Leistungen in der natürlichsten menschlichen Bewegungsform tauchen zwar immer wieder auf. Aber in den Dopingkontrolllaboren der Welt sind aus diesen Zweifeln noch keine Gewissheiten geworden.

Das könnte sich jetzt ändern, weil erstmals eine der überaus erfolgreichen Athletinnen offenbar überführt worden ist. Veronica Campbell-Brown wurde wohl ein Diuretikum nachgewiesen, eine Substanz, mit der die Einnahme von Dopingmitteln verschleiert werden kann. Zweimal gewann Campbell-Brown das olympische Finale über 200 Meter, auf dieser Strecke ist sie auch amtierende Weltmeisterin.

Gut möglich, dass dahinter erst einmal ein Einzelfall steckt, vielleicht ist es sogar die Geschichte einer 31-Jährigen, die sich nicht damit abfinden will, dass die Zeit schneller läuft als ihr Körper. Aber es kann auch mehr sein. Jamaika hat der Welt noch nicht gezeigt, dass sein Dopingkontrollsystem wirklich funktioniert. Lange gab es aus angeblich organisatorischen Gründen keine Blutkontrollen im Karibikstaat, und gerade diese Bluttests können bestimmte Aussagen treffen. Schwer zu glauben daher, dass Campbell-Brown wirklich die Einzige ist und bleibt. Ihr Dopingfall schadet nicht nur ihr selbst. Er wirft einen Schatten über die ganze Insel.

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