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Im Spiel einflussreich, danach die kleinste Nummer: Handball-Schiedsrichter.

© dpa

Kommentar: Schiedsrichter im Handball – Männer mit Maulkorb

Das Redeverbot für Spieler hat die Handball-Bundesliga vor kurzem erst gekippt. Die Schiedsrichter dürfen sich jedoch weiterhin weder zu strittigen Szenen äußern noch kontroverse Entscheidungen erklären. Das schwächt sie nur, meint unser Autor.

Immerhin haben sie mittlerweile verstanden, dass ein Redeverbot für Spieler kein zeitgemäßes Instrument mehr ist. Bis zur neuen Saison war es Bundesliga-Handballern noch bis 48 Stunden nach dem Spiel untersagt, sich zur Schiedsrichterleistung zu äußern.

Diese Regel ist zwar kürzlich gekippt worden, ein anderer Maulkorb hat dagegen weiter Bestand: der für die Unparteiischen. Äußerungen zu strittigen Szenen? Erklärungsansätze bei kontroversen Entscheidungen? Nicht von uns, sagt die HBL, der Dachverband der Bundesliga also, beziehungsweise: nicht von unseren Referees.

Die Absicht dahinter ist prinzipiell richtig: Die Liga will ihre Referees und deren Autorität stärken, die qua Amt ohnehin in fast jeder Halle ausgepfiffen werden. Anders ist auch nicht zu verstehen, dass Nationaltorhüter Silvio Heinevetter für einen wenig charmanten, aber keineswegs beleidigenden Satz („Ich fühle mich verarscht“) eine Geldstrafe zahlen und ein Entschuldigungsschreiben aufsetzen soll, wogegen Heinevetter juristisch vorgeht.

Die Sache ist nur: Mit solchen Verfügungen stärkt man die Schiedsrichter nicht, sondern erzielt das genaue Gegenteil. Zu Autorität und Authentizität gehört nämlich auch das Eingestehen von Fehlern. Dabei ist es gar nicht so, dass sich die Bundesliga-Schiedsrichter nach dem Spiel nicht äußern wollen – sie dürfen nur nicht.

Das lässt sie schwach erscheinen und passt so gar nicht zu ihren sonstigen Befugnissen auf dem Feld: Im Handball haben die Unparteiischen so viele Einflussmöglichkeiten auf das Spiel wie in kaum einer anderen Sportart. Nur nach der Schlusssirene werden sie wieder zur kleinsten Nummer degradiert.

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