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Kommentar: Siegfried des Südens

Michael Rosentritt findet es nicht verwerflich, zum FC Bayern zu gehen.

Warum auch nicht? Manuel Neuer wird Schalke 04 verlassen und sich dem FC Bayern anschließen. Nichts daran ist verwerflich. Heutzutage gehören Wechsel in allen Lebensbereichen und -lagen zur Lebenswirklichkeit, oft für weniger als einen halbwegs guten Grund.

Natürlich wechselt der deutsche Siegfried, wie Neuer als neuer Nationalheld zwischen den deutschen Pfosten während der WM in Südafrika getauft wurde, nicht des Geldes wegen. Er wäre doch auch in Schalke, wo er Kapitän und Identifikationsfigur war, ein gemachter Mann gewesen. Und Gott ja, in der Champions League hat er als Schalker auch schon gespielt, wie 2008 oder jetzt gerade, zu einem Zeitpunkt übrigens, da die Bayern längst draußen sind.

Schön, Manuel Neuer ist als Vierjähriger beim FC Schalke eingetreten, hat dort seine Kindheit, seine Jugend und sein frühes Männersein verbracht. Das ist selten wie schön, aber es gibt dennoch kein natürliches Anrecht darauf, dass er das noch viele, viele Jahre fortzuführen hat. Neuer möchte sich verändern – das darf er, das muss er vielleicht sogar. Ob es jetzt und der FC Bayern sein musste? Die Trennung jedenfalls vollzieht er offen, sauber, fair und emotional.

Wegen seiner Treue und Leistungen ist er trotz seiner Jugend zu einem Idol der Schalker geworden, ohne dass er gefragt worden wäre. Er hat diese Anerkennung zurückgezahlt, durch seine Treue und Leistungen, trotz seiner Jugend. Jetzt hat er sich für einen Wechsel entschieden, auch das ohne zu fragen, dafür aber mit einer Erklärung und der Bitte um Verständnis. Anständiger und aufrichtiger geht es kaum noch.

Ob er alt und glücklich werden wird bei den Bayern, ist wieder eine ganz andere Frage. Seite 23

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