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Kommentar: Timo Boll und die besondere olympische Fallhöhe

Olympische Spiele sind keine Weltmeisterschaften, das ist ein ganz einfacher Satz, aber mit ihm lässt sich doch so viel erklären, was gerade in London passiert. Zum Beispiel die Niederlage von Timo Boll.

Olympische Spiele sind keine Weltmeisterschaften, das ist ein ganz einfacher Satz, aber mit ihm lässt sich doch so viel erklären, was gerade in London passiert. Zum Beispiel die Niederlage von Timo Boll. Er hat in seiner Karriere mehr Europameistertitel gewonnen als alle anderen vor ihm, stand in der Weltrangliste auf Platz eins, aber zu einer olympischen Einzelmedaille hat es bisher noch nicht gereicht.

Dass Boll bei Olympia stets Gegnern unterlag, die er bei einer anderen Veranstaltung eher bezwungen hätte, zeigt die Besonderheit dieses Turniers. Hier ist eben doch alles anders, größer, kribbelnder – und folgenreicher. Olympia hat seine eigene Fallhöhe. Der Aufstieg auf den Olymp sieht einfacher aus, als er ist, leichte Gegner können plötzlich unbesiegbar werden. Wer aber einmal oben ist, muss nicht mehr absteigen.

Den Fechtern Nicolas Limbach und Peter Joppich ging es ähnlich wie Boll. Als Weltranglistenerster kam Limbach nach London, als viermaliger Weltmeister Joppich. Zu einer Einzelmedaille reichte es nicht. Olympia macht selbst großartige Leistungen auf einmal klein. Die deutschen Schwimmer wissen schon aus Tradition, dass alle vorangegangen Erfolge nichts mehr Wert sind, wenn sie ins olympische Becken springen.

Der Turner Marcel Nguyen sprach in London den Satz: „Das sind Olympische Spiele. Du weißt, hier kann es passieren.“ Es. Dieses Es kann Athleten beflügeln oder ihnen Angst machen. Auf jeden Fall hat Es viel Macht über den Kopf eines Sportlers.

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