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Kommentar: Wenn zwei sich streiten

Christian Hönicke über Chancen und Risiken für die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft.

Man kann von Skandalen halten, was man will, aber eines ist sicher: Skandale machen interessant. Die DTM zum Beispiel. Bisher war die Tourenwagenserie für gediegene Sonntagsfahrten in die Jahre gekommener Haudegen und Nachwuchspiloten aus der zweiten Reihe bekannt. In der Zuschauergunst kam sie damit ganz passabel an, doch irgendwie fehlte der ganz große Knall. Der ereignete sich am Sonntag in Barcelona. Weil Mercedes-Piloten nach Ansicht des Konkurrenten Audi vorsätzlich Gegner von der Strecke rempelten, fuhr die komplette Ingolstädter Flotte demonstrativ von der Strecke. Ein nicht nur in der DTM beispielloser Vorgang.

Die Serie erhält dadurch eine gewisse Schärfe, die ihr bisher abgegangen ist. Harte Duelle haben die Menschen immer am meisten fasziniert, ob im Boxring oder auf der Laufbahn, und das Duell der beiden einzigen Hersteller Mercedes und Audi könnte das Faszinationspotenzial der DTM beträchtlich erhöhen.

Doch natürlich birgt die Konstellation auch eine Gefahr. Das deutete der Skandal von Barcelona bereits an. Sollte Audi den Titel im letzten Rennen aus Sicht der Ingolstädter auf unredliche Weise verlieren, gerät das von nur zwei Stangen getragene Gerüst DTM bedenklich ins Wanken. Ein Rückzug eines Herstellers – es wäre nicht der erste in der Geschichte der Serie – würde es endgültig zum Einstürzen bringen. Dies gilt es nun zu vermeiden. Denn wenn die Show nur aus zwei Kämpfern besteht, muss man auch den Gegner ein bisschen pflegen. Sonst ist das Duell schnell vorbei.

Christian Hönicke

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