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Kommentar: Wer siegt, scheidet aus

Claus Vetter über sportarithmetische Logik und den merkwürdigen Pokalmodus im deutschen Eishockey.

Mit der sportarithmetischen Logik im deutschen Eishockey ist das so eine Sache. Da kann der Pokal nicht nur eigene Gesetze haben, sondern auch eigene Gesetze, die nicht einmal die Beteiligten verstehen: Titelverteidiger Eisbären Berlin ist in der Vorrunde rausgeflogen – nach zwei Siegen in zwei Spielen! Mehr geht nicht, und deshalb mag mancher den einzigen Pokalwettbewerb der Welt, in dem Sieger ausscheiden, nun nicht. Eisbären-Profi Stefan Ustorf sagt, das sei „Kinderkram“, und Kölns Manager Rodion Pauels findet den Modus absurd. Absurd ist: Die Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga haben dem Modus zugestimmt.

Versuchen wir ihn doch einmal zu verstehen, den Modus: In acht Vorrundengruppen spielen je vier Teams. Es gibt aber pro Gruppe nur zwei Spiele. Das heißt, nicht alle Teams spielen gegeneinander, deshalb geht es um die Anzahl der geschossenen Tore ... ach, hören wir besser auf, das verstehen zu wollen.

Obwohl das Chaos irgendwie auch enormen Unterhaltungswert und einen Überraschungsfaktor besitzt und vielleicht daher Schule machen sollte: Man stelle sich vor, Bayern München hat gerade Werder Bremen im Pokal 2:0 geschlagen. Während Trainer Jürgen Klinsmann noch über die Gründe für den grandiosen Bayern-Auftritt räsoniert, kommt die Kunde aus Bochum: Der VfL hat Fürth 3:0 geschlagen, Bayern ist ausgeschieden. Vielleicht wäre das doch ein bisschen zu viel der Überraschung. Und vielleicht sehen sie auch im deutschen Eishockey ein, dass sie mit ihrem Pokalmodus vor allem eines geschlagen haben: die eigene Sportart.

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