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Brisante Themen wurden beim Fankongress in Berlin erörtert.

© dapd

Kommentar zum Fankongress: Welche Sprache sprechen wir?

Das Sicherheitskonzept des Ligaverbands gefällt den Fans nicht. Am Donnerstag wurde der Entwurf in Berlin diskutiert. Doch es fehlt eine vermittelnde Instanz, meint Lars Spannagel in seinem Kommentar.

Es ging um Details, um Wortklaubereien, um den Unterschied zwischen „Ganzkörperkontrollen“ und „Vollkontrollen“ – und immer wieder ums große Ganze. Vorne am Mikrofon versuchte ein Mitarbeiter der Deutschen Fußball-Liga (DFL), das Sicherheitskonzept des Ligaverbands zu verteidigen. Vor ihm nahmen rund 250 Fans von 49 deutschen Fußballvereinen die Möglichkeit zum Dialog dankbar an – und machten ihrer Wut Luft. Die Szene beim Fangipfel in Berlin- Köpenick hätte die Situation im deutschen Fußball kaum besser zusammenfassen können: Die Stimmung beim Thema Sicherheit ist gereizt, auch wenn alle Beteiligten beteuern, das Gespräch suchen zu wollen. Allein: Die gemeinsame Sprache ist dem Fußball abhanden gekommen.

Am Donnerstag tagten die Fans auf Einladung der Anhänger des 1. FC Union in Berlin, in Frankfurt am Main trafen sich Vertreter des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) mit der Gewerkschaft der Polizei, die zu den Hardlinern in der Sicherheitsdebatte zählt. Die Zweiteilung zeigt das Problem: Unter großem politischen und öffentlichen Druck argumentieren die DFL und DFB allzu oft mit Stadionordnungen, Richtlinien und Gesetzen, die Fans setzen Emotionen und Anarchie dagegen. Wenn es knallt, gibt niemand gerne Fehler zu, weder Ultras noch Funktionäre. Jeder beansprucht für sich aber beharrlich, im Namen des Fußballs zu sprechen. Die hitzige Debatte um das von der DFL entworfene Konzeptpapier beweist: Das Verständnis beider Seiten für die Lage des anderen schwindet. In dieser Hinsicht befindet sich der deutsche Fußball an einem Scheideweg.

Was fehlt, ist eine vermittelnde Instanz. Diese Rolle müssen bis zur DFL-Versammlung am 12. Dezember nun die Vereine übernehmen. Sie kennen als einzige Akteure beide Seiten und haben beide Interessen: Sie wollen Geld verdienen und Sicherheitsstandards einhalten, sind aber auch auf die Stimmung in der Kurve angewiesen. Sie müssen jetzt auf die Sorgen ihrer Fans und Mitglieder hören und ihrer Basis gleichzeitig die gesellschaftlichen Regeln und Zwänge vermitteln. Das von der DFL so ungeschickt angeschobene Papier „Sicheres Stadionerlebnis“ trägt nicht zur Befriedung bei, der Gipfel hat erneut gezeigt, wie vehement die Fans das Papier ablehnen. Zentral entworfene und von oben nach unten gestülpte Konzepte werden der bunten und zerklüfteten Fußballlandschaft nicht gerecht, so sehr sich die Politik das wünscht. Die Klubs müssen selbst in die Verantwortung gehen und nach lokalen Lösungen suchen.

Noch ist es nicht zu spät, um einen gemeinschaftlichen Weg zu mehr Sicherheit zu finden. Die Kluft zwischen den Verband, Politik und Fanbasis ist aber groß. Allein die Vereine können sie überbrücken.

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