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Tayfun Korkut ist der neue Trainer des Hannover 96

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Kommentar zum neuen 96-Trainer: Zwischen Mut und Übermut

Hannovers Präsident beschreibt die Verpflichtung von Tayfun Korkut als mutig. Zu mutig darf der Klub allerdings nicht sein, meint unser Autor. Der Auftakt der Rückrunde wird für den neuen Trainer eine Feuertaufe sein.

Wenn alles stimmt, was aus Hannover zu vernehmen ist, hat Dirk Dufner in den vergangenen Tagen wenig falsch gemacht. Der Manager von Hannover 96 hat bei der Suche nach einem Nachfolger von Mirko Slomka groß gedacht. Als Erstes hat er Thomas Schaaf kontaktiert, den prominentesten Trainer, der gerade auf dem Markt ist – und dann einen Mann verpflichtet, der vollkommen unbekannt ist und eigentlich nicht mal auf dem Markt war.

Überraschend und mutig – so verkaufen sie in Hannover die Entscheidung für Tayfun Korkut, 39 Jahre alt, der bisher ausschließlich in der zweiten Reihe gearbeitet hat und die Bundesliga nur aus dem Fernsehen kennt. Mit dieser Personalie folgt Dufner dem ausdrücklichen Wunsch von Martin Kind, der vehement eine mutige Lösung gefordert hatte. Hannovers Präsident argumentiert, dass auch Markus Gisdol, Thomas Schneider und Markus Weinzierl keine Bundesligaerfahrung hatten, als sie ihre Jobs in Hoffenheim, Stuttgart und Augsburg antraten. Außerdem befinde sich die Mannschaft weit genug von den Abstiegsplätzen entfernt. Da dürfe man ruhig ein bisschen mutig sein.

Mit dieser Einschätzung bleibt sich der Klub weitgehend treu: Schon vor der Saison haben sich die Hannoveraner durch eine gewisse Blauäugigkeit hervorgetan, als sie das Ziel Europapokal ausgegeben haben. So groß ist der Abstand zur Abstiegszone nicht. Vier Punkte sind es bis zum Relegationsplatz, und gerade angesichts des Auftaktprogramms im neuen Jahr ist das ein nur scheinbar beruhigendes Polster. In den ersten vier Spielen müssen die notorisch auswärtsschwachen 96er drei Mal auswärts antreten, zu Hause empfangen sie Bayern, Leverkusen, Gladbach und Dortmund, die ersten vier der Fußball-Bundesliga also.

Jemand, der noch nie in der Bundesliga gearbeitet hat, wünscht sich vermutlich einen sanfteren Einstieg in den neuen Job. Immerhin kann sich Korkut sicher sein, nicht gleich nach den ersten Rückschlägen infrage gestellt zu werden. Sein Vorgänger Mirko Slomka startete vor vier Jahren mit sechs Niederlagen – und war anschließend so lange Bundesligatrainer der 96er wie keiner vor ihm.

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