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Wenig los. Auf den Tribünen der Großarena am Ostbahnhof klafften während der European Trophy erhebliche Lücken.

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Kommentar zur Eishockey-Champions League: Die Idee kann teuer werden

Ein europäischer Klub-Wettbewerb im Eishockey hat keine Chance bei den Anhängern und ist nicht mehr als eine irrsinnige Idee. Das sieht man schon an den Zuschauerzahlen der vergangenen European Trophy, findet unser Autor.

Um den Irrsinn zu begreifen, reichte in den jüngsten Tagen ein Blick auf die Ränge in der Arena am Ostbahnhof. Die Eisbären spielten – und fast keiner wollte es sehen. Gegner aus Europa, mögen sie noch so attraktiv Eishockey spielen, interessieren in Deutschland wenig. Lieber Ingolstadt als Göteborg. Wenn die Bayern am zweiten Weihnachtsfeiertag bei den Eisbären zum nationalen Ligaspiel antreten, wird die Berliner Arena dreimal so voll sein wie in der European Trophy.

Europäischer Wettbewerb hat im Eishockey, auch wegen seiner zuverlässigen Diskontinuität, dauernden Umbenennungen und nicht gewachsener Rivalitäten zwischen den Klubs, keine Chance bei den Anhängern. Wahrscheinlich auch nicht mit dem Etikett Champions League, unter dem das Ganze kommende Saison firmiert.

Mag sich am öffentlichen Desinteresse vielleicht noch arbeiten lassen, so müssen die Eisbären aber auch eine sportliche Lehre aus dem Turnier von Berlin ziehen: Da ging es hart zur Sache, reihenweise verletzten sich Spieler. In den Ligaalltag gegen Ingolstadt kehren die Eisbären mit neun Verletzten zurück. Europa kann eben zur personellen Hypothek werden: Wer international spielt, muss das einplanen. Nicht umsonst haben europäische Spitzenmannschaften im Fußball, Basketball oder Handball wegen dieser Zusatzbelastung einen breiteren Kader als Teams, die nur in der Liga beschäftigt sind.

Das heißt also auch künftig für die vier deutschen Teilnehmer in der Champions League im Eishockey, dass sie einen neuen Kostenfaktor einplanen müssen für einen Wettbewerb, in dem es anders als im Fußball wenig zu verdienen gibt. Ein Kostenfaktor, der sich in der Champions League nur mit einer Juniorenauswahl umgehen ließe – aber wozu dann ein europäischer Wettbewerb?

Bisher ist die Champions League im Eishockey nicht mehr als eine irrsinnige Idee. Und der Weg zu einem Wettbewerb, der Sinn macht, ist lang.

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