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Wie will diese rundum verunsicherte Mannschaft zurück finden zu den Ansprüchen, die nach den enormen Investitionen vor dieser Saison durchaus zu stellen waren?

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Kommentar zur Hinrunde von Hertha BSC: Das Geld sitzt auf der Tribüne

Leistungs- und Stimmungskurve von Hertha BSC weisen in der Bundesliga so dramatisch nach unten, dass nach jetzigem Stand Platz 16 und damit die Relegation am Saisonende schon ein Erfolg wäre. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sven Goldmann

Häme ist immer billig und wenig zielführend, auch nach diesem Debakel, mit dem Hertha BSC am Sonntag das an Debakeln reiche Jahr 2014 beschlossen hat. Natürlich werden es keine frohe Weihnachten für das schwer angeschlagene Berliner Fußballunternehmen, und natürlich wirken diese finalen Bundesligatage nach, über den Jahreswechsel hinaus in das kommende Jahr, es wird für Hertha BSC so existenziell wie es zuletzt bei den beiden Abstiegen der Fall war.  Leistungs- und Stimmungskurve weisen so dramatisch nach unten, dass nach dem jetzigen Stand der Dinge Platz 16 und damit die Relegation gegen den Zweitliga-Dritten schon ein Erfolg wäre. Die Tabelle schmeichelt dem aktuellen Zustand noch.

Hertha BSC im Dezember 2014 – das ist eine führungs- und orientierungslose Ansammlung von mittelmäßigen Individualisten und keine Mannschaft im eigentlichen Sinne. Weder fähig zum Agieren noch zum Reagieren, das haben die vergangenen Spiele in Frankfurt und gegen Hoffenheim gezeigt. Am Mittwoch waren die Berliner nicht in der Lage, eine 4:2-Führung über die Nachspielzeit zu retten, am Sonntag waren sie hoffnungslos überfordert, auch nur den Versuch einer Spielgestaltung zu unternehmen.

Das Geld von Hertha BSC sitzt auf der Bank oder auf der Tribüne

Nun lässt sich immer hadern über Verletzungen, zweifelhafte Elfmeter und späte Gegentore, aber dieses Herumdoktern an Symptomen geht an der eigentlichen Frage vorbei. Sie lautet: Wie will diese rundum verunsicherte Mannschaft zurück finden zu den Ansprüchen, die nach den enormen Investitionen vor dieser Saison durchaus zu stellen waren? Fußball ist keine Mathematik, aber ganz ohne eine Würdigung des vorliegenden Zahlenwerks geht es eben auch nicht. Herthas Geld sitzt auf der Bank oder auf der Tribüne, in Gestalt der kostspieligen Zugänge John Heitinga, Salomon Kalou und Valentin Stocker. Die Verwaltung des Misstandes liegt in den Füßen und Köpfen des Personals, das schon die missratene Rückrunde der Vorsaison zu verantworten hatte. Der finanzielle Spielraum ist ausgereizt, eine Qualitätssteigerung kann nur aus dem vorhandenen Fundus erfolgen, aber wer mag daran schon glauben?

Vor gut fünf Jahren begann Herthas Absturz mit einer 1:5-Niederlage in Hoffenheim. Es war das letzte Spiel des vormaligen Heilsbringers Lucien Favre. Der Schweizer wirkte damals so ratlos wie jetzt sein holländischer Kollege Jos Luhukay. Wenn er denn eine Strategie  hat, so hat er sie sehr gut getarnt. Hertha BSC hat seine Zukunft zu eng mit dem einst gefeierten Aufstiegstrainer verknüpft, als dass ein anderer das Krisenmanagement übernehmen könnte. Diese Mannschaft ist Luhukays Mannschaft. Dieser Verantwortung müssen sich alle Beteiligten stellen. Der Trainer, die Mannschaft und die Vereinsführung.

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