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Kommentar: Zurück zum Leistungsprinzip

Stefan Hermanns über die neue Linie von Bundestrainer Löw

Es wäre eine interessante Frage gewesen, was Torsten Frings eigentlich schlimmer gefunden hat: dass er von Bundestrainer Joachim Löw vor dem Länderspiel gegen Wales über alle Maßen gelobt worden ist. Oder dass er beim Länderspiel gegen Wales dann 90 Minuten auf der Ersatzbank sitzen musste. Frings hat es leider vorgezogen zu schweigen. Man könnte auch sagen: Zum Glück hat er geschwiegen. Denn wenn Frings so dürfte, wie er wollte, würde er dem Bundestrainer wahrscheinlich den lieb gemeinten Rat geben: Spar dir in Zukunft dein Gesülze!

Joachim Löw spielt gerade ein bisschen mit dem Feuer. Er hat Frings erneut auf die Bank gesetzt, zum zweiten Mal hintereinander, und das nur vier Tage nach Kuranyis Flucht aus der Nationalmannschaft. Es war ganz sicher kein besonders diplomatisches Vorgehen des Bundestrainers, es war aber auch kein bewusster Affront gegen Frings, es war vor allem eine sportliche Entscheidung – das ist die Nachricht. Es ist eine gute. Bei der Europameisterschaft hat Löw viel zu selten sportlich entschieden. Da hat er vor allem nach historischen Verdiensten aufgestellt: Christoph Metzelder, Torsten Frings, Miroslav Klose – in Form waren sie alle nicht, gespielt haben sie trotzdem. Die Mannschaft musste ihre Führungsfiguren durchs Turnier schleppen – eigentlich sollte es umgekehrt sein.

Mit der Rückkehr zum Konkurrenzkampf hat Löw seine Fehler bei der EM indirekt eingestanden; mit der Personalie Frings beweist er, dass er es mit dem Leistungsprinzip ernst meint. Es kann jeden treffen, lautet die Botschaft, nicht nur die Jansens und Hitzlspergers. Alles ist möglich, in die eine Richtung genauso wie in die andere. Piotr Trochowski und Heiko Westermann haben bei der EM nicht eine Minute gespielt, nach der EM standen sie in jedem Länderspiel in der Anfangself. Vielleicht sollte sich Frings einfach ein Beispiel an ihnen nehmen.

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