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Konferenzschaltung: Wolfsburg, München, Stuttgart: Drei Städte, zwei Spiele, ein Meister

Der VfL Wolfsburg lässt keine Zweifel am Titel aufkommen. Bayern München rettet Platz zwei gegen den VfB Stuttgart – eine Konferenz zum Nachlesen.

15.07 Uhr, Wolfsburg: Da ist er, der goldene Pokal für die Grünen. Der goldene Pokal? Ja, der für den Nachwuchs des VfL Wolfsburg, der gegen den FC Schalke das Junior Masters gewonnen hat. Martin Winterkorn, der Chef von Volkswagen, ehrt die Sieger. Im Stadion ist schon jetzt kein Platz mehr frei. Eine Stadt entdeckt ihre Fankultur.

15.27, München: Junge Frauen stehen in rot-weißen Dirndln und mit rot-weißen Blumensträußen parat. Die Gebinde sind bestimmt für die scheidenden Massimo Oddo, Lukas Podolski und Jupp Heynckes, die mit eher geschäftsmäßigem Applaus bedacht werden. Erst als zum Schluss Willy Sagnol geehrt wird, tönt ein lang gezogenes „Willlyyyyyy“ durch die Arena. Zudem bestätigt Manager Uli Hoeneß am Rande, dass Christian Nerlinger ab 1. Juli Sportdirektor bei den Bayern wird. Doch an diesem Tag sind andere Dinge wichtig.

15.27, Wolfsburg: Blumen, grün und weiß, für Felix Magath. Für den Meistertrainer? Beim vorletzten Heimspiel gab es Pfiffe für Magath, diesmal wird er gefeiert. Erfolg stimmt versöhnlich.

15.35, 1:0 für den VfL Wolfsburg! Die Tribüne erlebt eine riesige Detonation. Zvjezdan Misimovic hat den VfL in Führung gebracht: ein Abstauber aus zwölf Metern. Und genau die richtige Beruhigungspille. Die Wolfsburger hatten das Spiel mit zittrigen Füßen begonnen. Aber jetzt zittert niemand mehr.

15.36, München: Vom 1:0 der Wolfsburger ist in der Arena nichts zu merken: keine Nachricht auf der Anzeigentafel, aber auch kein Raunen von den Zuschauerrängen.

15.44, Toooor in Wolfsburg! 2:0 für den VfL. Werder ist müde, Werder ist träge. Christian Gentner lässt Torsten Frings stehen, Grafite ist vor Sebastian Prödl am Ball - und verlängert den Ball an Tim Wiese zum 2:0 für den VfL über die Linie. „Deutscher Meister wird nur der VfL!“, singen die Fans jetzt. Wer soll es jetzt auch sonst noch werden?

15.45, München: Die Meisterschaft scheint außer Reichweite für die Bayern, auch das 2:0 von Wolfsburg bleibt ohne Reaktion in München. Aber die Bayern finden einen Moment des Glücks im Kleinen: Franck Ribéry wuselt sich zum linken Pfosten der Stuttgarter durch und schießt, Khalid Boulahrouz fälscht ab. Der Ball trudelt zum 1:0 ins Tor. Stuttgart ist trotz des Eigentors in der Blitztabelle aber noch Dritter, weil es bei Karlsruhe gegen Hertha BSC 0:0 steht.

15.47, Wolfsburg: Vom Führungstor der Bayern bekommen die Zuschauer in der Arena nichts mit. Die Zwischenstände von den anderen Plätzen werden nicht angezeigt. Aber wer soll sich jetzt davon eigentlich noch nervös machen lassen?

15.55, Wolfsburg: Was machen die Weißen eigentlich hauptberuflich? Die Weißen, das sind die Bremer, und die lassen Grafite einfach mal laufen. Kurz hinter der Mittellinie läuft er los und läuft und läuft. Er lässt Naldo stehen, passt oder schießt in die Mitte. Prödl fälscht den Ball noch ab, und so trudelt er ins Bremer Tor, 3:0 für den VfL! Die Bundesliga schießt heute reihenweise Eigentore, auch in Bielefeld und Hannover sind schon welche gefallen.

15.57, München: Stuttgarts Mario Gomez lässt einen gewaltigen Schuss aus gut 20 Metern ab, Hans-Jörg Butt pariert. Doch das Signal war wichtig: Die Stuttgarter Fans wittern eine Chance, sind den Bayernanhängern in Sachen Stimmungsmache überlegen – wie eigentlich fast alle Gästegruppen bei Bayern-Heimspielen.

16.00, Wolfsburg: Worauf können die Bayern noch hoffen? Auf Diego, der heute sein letztes Spiel für die Bremer bestreitet. Ein kurzer Sprint, ein Doppelpass mit Claudio Pizarro, und dann spitzelt er den Ball an Diego Benaglio vorbei ins Wolfsburger Tor. Es steht 1:3. Nur noch drei Tore für Werder, dann wird Bayern doch noch Meister.

16:11, München. Das 2:0 für Karlsruhe gegen Hertha blinkt auf der Anzeigentafel auf. Eine beruhigende Nachricht für beide Vereine: Sie müssen nicht mehr die Strafexpedition Europa League, bisher Uefa-Pokal genannt, fürchten. Aber es geht um Platz zwei, die direkte Qualifikation für die Champions League.

16.13, Wolfsburg: Aaron Hunt wird frei gespielt, der nimmt den Ball direkt. Sein Schuss streichelt die Latte. Mit ein bisschen Glück retten die Wolfsburger den Zweitorevorsprung in die Pause. 45 Minuten noch bis zur ersten Meisterschaft für den VfL.

16.13, München: Entsetzen bei den Bayernfans und -spielern: Luca Toni schießt aus ein paar Metern freistehend über das Tor – wie schon so oft in dieser Saison. Der FC Bayern könnte Mario Gomez kommende Saison gut gebrauchen. Wenn es so bleibt - Bayern Zweiter, Stuttgart Dritter - ist es sehr wahrscheinlich, wird es wohl so kommen.

HALBZEIT.

16.44, Wolfsburg: Die letzte Entscheidung ist gefallen. Torschützenkönig wird der Brasilianer Grafite. Er köpft sein 28. Saisontor, das 4:1 für Wolfsburg. Nach Freistoß von Misimovic. Es ist seine ungefähr 496. Torvorbereitung in dieser Saison. Grafite und Edin Dzeko haben mit ihren 53 Toren jetzt den Rekord von Gerd Müller und Uli Hoeneß aus den Saisons 1971/72 und 1972/73 eingestellt.

16:48, München: Das Spiel droht einzuschlafen. Da startet Mark van Bommel mit dem Ball Richtung Mittelfeld. Ein Doppelpass mit Franck Ribéry hebelt Stuttgarts Abwehr aus. Das 2:0 ist ein Kinderspiel für den Bayern-Kapitän. Trotzig singen die VfB-Fans jetzt besonders laut. Sie können sich des dritten Platzes sicher sein, da Hertha in Karlsruhe chancenlos ist.

16:52, München. Und sie werden belohnt. Gomez narrt die Bayernabwehr und erzielt den Anschlusstreffer – ein Tor fürs Bewerbungsvideo. Das zwischendurch schon weggeschlummerte Spiel pulsiert wieder.

16.52, Wolfsburg: Was macht eigentlich Dzeko? Kriegt im Strafraum den Ball von Grafite perfekt serviert - und verstolpert.

16.58, Wolfsburg: Die starken Männer mit den gelben Warnwesten ziehen im Innenraum auf. „Ordner raus!“, rufen die VfL-Fans. Dieser Wunsch wird an diesem Nachmittag, an dem alle Wünsche wahr werden, leider nicht erfüllt.

17.02, Wolfsburg: Dzeko holt auf. Der Bosnier macht das 5:1. Es steht nur noch 26:28 gegen Grafite. Und 54:53 für beide gegen Müller/Hoeneß.

17.13, München: Die Anhänger der Stuttgarter singen nun deutlich leiser, während sich die Münchner Spieler und Fans auf die nächste Champions-League-Saison einstimmen.

17.19, Wolfsburg: Abpfiff! Der VfL Wolfsburg ist zum ersten Mal Deutscher Fußballmeister. Die Spieler bilden einen großen Haufen, und die Ordner können nicht verhindern, dass die Fans den Platz stürmen und mitfeiern.

17:22, München: Der Schiedsrichter pfeift ab. Auf den ersten vier Plätzen der Tabelle hat sich gegenüber dem vorletzten Spieltag nichts mehr geändert. Die Bayern-Bosse atmen auf. Nach all der Spannung in diesem Jahr.

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