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Nomen est omen? 64 Fußbälle stehen in Mexiko-Stadt am Paseo de la Reforma, dem Reformboulevard.

© dpa

Kongress in Mexiko: Wie die Fifa Reformen verschleppt

Das Reformpaket ist auch nach der 60-Tage-Frist noch nicht umgesetzt, beim Kongress in Mexiko lässt sich die Fifa Zeit bei wichtigen Personalien. Und diskutiert über den WM-Gastgeber 2026.

Fußball hat ja in Mexiko eine gewisse Tradition. Schon vor über 1000 Jahren frönten die Azteken einem Ballspiel, gerüchteweise mit abgeschlagenen Köpfen, wahrscheinlich aber eher mit Kautschukbällen. In Mexiko-Stadt zieren derzeit sogar 64 bunt gestaltete Riesenbälle die Prachtstraße Paseo de la Reforma, den Reformboulevard. Der Name ist dabei durchaus Programm. Denn in dieser Woche hält der Fußball-Weltverband seinen 64. Kongress in der mexikanischen Hauptstadt ab. Die Fifa will hier selbst einige Reformen vorantreiben, die sich bislang doch arg verzögert haben.

Es ist die erste Vollversammlung aller 209 Fifa-Mitgliedsländer, die der neue Präsident Gianni Infantino leitet. Bei seiner Ankunft wurde der Schweizer aber nicht zu Reformvorhaben befragt, sondern eher zu den Chancen Mexikos, die WM 2026 auszurichten. Infantino betonte, dass Nord- und Mittelamerika zwar dran seien, er jedoch eine Doppelgastgeberschaft mit den USA befürworte. Aber darüber werde erst um das Jahr 2020 herum entschieden.

Wolfgang Niersbach genießt Bestandsschutz

Das Reformpaket sollte etwas früher umgesetzt sein. Genaugenommen hatte Infantino nach seiner Wahl Ende Februar 60 Tage Zeit, die damals beschlossenen Maßnahmen umzusetzen. Die Frist lief Ende April ab, geschehen ist wenig. Zwar heißt das Regierungsorgan, das alte Exekutivkomitee, bei seinen Treffen am Montag und Dienstag nun offiziell Fifa-Council. Die Besetzung ist aber die alte. Auch Wolfgang Niersbach ist dabei, der Deutsche genießt genauso Bestandsschutz wie alle 25 bisherigen Exko-Mitglieder. Die übrigen Nachrücker müssen die Kontinentalverbände erst noch bestimmen, vor allem die sechs neuen Quotenfrauen. Wohl erst im Oktober werden alle 36 Ratsherren- und damen erstmals vollzählig tagen – acht Monate oder gut 240 Tage nach dem Beschluss der Reformen.

Auch mit der Ernennung eines Generalsekretärs lässt Infantino sich Zeit. Er halte an seinem Plan fest, die Personalie in „diesem Sommer“ zu klären. Dabei wird die bisherige Nummer zwei künftig wichtiger, soll als Geschäftsführer den Verband im Alltag leiten und mehr verdienen als der Präsident. Headhunter scouten noch Kandidaten, aber Infantino sagt, er habe für sein Vorschlagsrecht „ein paar Namen im Kopf“. Einen Europäer hatte er bereits für das Amt ausgeschlossen. Und so führt weiter der Deutsche Markus Kattner interimistisch die Geschäfte, auch bei der Vollversammlung am Freitag (16.30 Uhr deutscher Zeit, live bei Fifa.com). Auch ein neuer Chef-Finanzaufseher wird gesucht.

Doch mehr als um neue Köpfe geht es Infantino darum, das Image der Fifa auf „mehr Fußball“ zu trimmen. Am Mittwoch findet im Aztekenstadion ein „Legendenspiel“ statt, mit Ex-Kickern wie Luis Figo oder Dwight Yorke. Auch dort werden Bälle rollen und, Gott sei Dank, keine frischen Köpfe.

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