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Die Eisbären mit Constantin Braun und Daniel Fischbuch wollen auch München ärgern.

© Tobias Hase/dpa

Krise beim Rekordmeister: Die Eisbären stehen vor einem schweren Jahr

2017 muss bei den Eisbären ein Jahr des Umbruchs werden – anders lässt sich die triste sportliche Situation kaum verbessern. Dafür braucht es Geld und Geduld.

Es klang verzweifelt, was Constantin Braun nach der dritten Niederlage der Eisbären in Folge ins Fernsehmikrofon sprach. Dabei hatte der Fragesteller den Berliner Verteidiger für eine couragierte Vorstellung seiner Mannschaft gelobt. Nur 1:3 bei RB München – 2016 und womöglich 2017 wieder Meister der Deutschen Eishockey-Liga. Das passt schon?

Nein, den Eisbären nicht. „Das ist an sich nicht das, was wir wollen“, sagt Braun „Wir wollen auf Platz sechs landen, wollen direkt in die Play-offs.“ Platz sechs. Sieben Punkte sind die Berliner davon in der Tabelle entfernt, was ihr spielerisches Selbstbewusstsein angeht, sind sie davon noch weiter entfernt. Es wäre inzwischen eine Überraschung, wenn sich die Eisbären noch direkt für die im März beginnende Endrunde qualifizieren würden – realistisch gesehen reicht es diesmal nur für die Pre-Play-offs, die triste Runde, in der die Ränge sieben bis zehn noch zwei Play-off-Teilnehmer ausringen.

Die Eisbären stehen vor einem schweren Jahr. Es sollte ein Jahr des Umbruchs werden, ansonsten wird sich an der traurigen sportlichen Situation mittelfristig nichts ändern. Und dafür braucht es zwei Dinge: Geld und Geduld.

Größere Investitionen sind nötig

Das erste große Problem muss Eigner Anschutz beheben. Es ist wohl so, dass die Schaltzentrale der Eisbären in den USA nicht bei den Preisen für Spielerpersonal mithalten will, wie sie Red Bull in München oder Dietmar Hopp bei den Adlern Mannheim und auch ein Thomas Sabo in Nürnberg abrufen. Aber größere Investitionen sind nötig. Ein gutes Beispiel ist der nun als neuer Verteidiger geholte Alex Roach. Ein junger Spieler mit Perspektive. „Ein gelernter Verteidiger, den wir gebrauchen können“, sagt Trainer Uwe Krupp. Bisher spielte Roach in der East Coast Hockey-League (ECHL), die Liga kann nach National Hockey-League (NHL) und American Hockey-League (AHL) als die drittbeste Nordamerikas eingestuft werden. Die vor der Saison geholten Spieler kamen von der Ligakonkurrenz, die in der Vorsaison in der Tabelle hinter den Eisbären gestanden hat und sogar aus der Zweiten Liga. In ihrer erfolgreichen Vergangenheit bedienten sich die Eisbären höher: Ein Denis Pederson kam mit der Erfahrung aus 462 NHL–Spielen nach Berlin, ein Steve Walker als einer der Topscorer der Detroit Vipers (aus der inzwischen eingeteilten starken IHL) und Mark Beaufait hatte zumindest schon an der NHL geschnuppert – so auch ein deutscher Leistungsträger wie Stefan Ustorf.

München, Mannheim und Nürnberg holen sich ihr ausländisches Personal nicht aus der ECHL. Die Tatsache, dass Roach aufgrund seiner deutschen Mutter als Deutscher spielt, hilft den Eisbären in diesem Zusammenhang auch nicht. Vor der Saison wurde eben nicht in richtig starke ausländische Spieler investiert: Nick Petersen mag als Ausnahme gelten. Bei den deutschen Spielern im Team gibt es junge Akteure (Kai Wissmann, der zurzeit verletzte Jonas Müller und Sven Ziegler sowie Daniel Fischbuch), die künftig wertvoll werden sollten. Beim angestammten Personal, das schon alle sieben Meisterschaften gesammelt hat, wäre es dagegen wohl in dem ein oder anderen Fall mal besser, einen Luftwechsel zu avisieren.

Geduld hat das Umfeld nicht mehr

Es müssen für die Kontingentspieler ein paar gestandene Profis verpflichtet werden, die das Team führen können. Um sich einen guten deutschen Spieler aus diesem Segment holen zu können, dafür wird das Budget wohl kaum reichen – ist zu vermuten.

Die Eisbären werden ihr Team neu aufbauen müssen – da allerdings liegt die Crux. Denn Geduld hat das Umfeld nach nunmehr dreieinhalb tristen Jahren nicht mehr, 2016 kamen weniger Zuschauer als 2015. Da fing einst Trainer Pierre Pagé eben unter anderen Umständen an, als er ein Team aufbaute, das nach fast drei Jahren Anlaufzeit dann 2005 die erste von sieben Meisterschaften (bis 2013) holte. Es war eben noch leichter, den kleinen Wellblechpalast (knapp 5000 Zuschauer Fassungsvermögen) als die Arena am Ostbahnhof zu füllen (14 200). Allerdings kommt es darauf an, wie so ein Umbruch verkauft wird – in Düsseldorf zum Beispiel haben die Fans ihrer Mannschaft diese Saison auch ein Fall auf den letzten Platz verziehen. Ausgepfiffen, wie die Eisbären beim 2:3 gegen Krefeld vor wenigen Tagen, wird die Mannschaft mit vielen lokalen Spielern und einem vom Niederrhein stammenden Trainer eben nicht: Was am Lokalkolorit genauso wie am Einsatz des Teams liegt. Zwei Faktoren, die bei den Eisbären eher schiefliegen.

Die Saison ist immer noch zu retten, sagen sie bei den Eisbären natürlich dieser Tage. Das ist ihr gutes Recht, genauso wie das Recht der Außenstehenden ist, daran zu zweifeln. Das Heimspiel am Dienstag gegen Augsburg (Beginn 19.30 Uhr) ist das erste von 17 Endspielen der Eisbären in der Hauptrunde – zumal die Schwaben eben zurzeit das Team auf Rang sechs sind, allerdings auch noch zwei Spiele mehr vor sich haben als die Eisbären. Bei einem Sieg kann in Berlin weiter von Rang sechs geredet werden, bei einer Niederlage sollten sich die Eisbären dann doch mal mit den Rängen neun und zehn beschäftigen.

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