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Füchse-Manager Bob Hanning empfindet die Kritik an ihm als überzogen.

© dpa

Kritik an Bob Hanning: DHB zieht WM-Bewerbung zurück

Vorige Woche wollte der DHB sich noch für die Weltmeisterschaft 2019 bewerben, nun machte der Verband einen Rückzieher, weil die Bewerbung nicht autorisiert eingereicht wurde. Im Zentrum der Kritik steht ein Berliner Handballfunktionär.

Zwischen offizieller Bestätigung und Rückzugsmeldung lagen gerade einmal sieben Tage. Noch vor einer Woche hatte das Internetportal „handball-world.com“ exklusiv vermeldet, dass der Deutsche Handball-Bund (DHB) eine Bewerbung zur Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2019 in Betracht zieht. Eine entsprechende und für das Bewerbungsverfahren notwendige Absichtserklärung sei bereits beim Weltverband IHF eingegangen, hieß es weiter – sämtliche Formalitäten schienen geklärt.

Bis gestern Mittag eine Nachricht in den Tag platzte, die alles wieder relativierte. Wie das Magazin „Handballwoche“ in seiner am Dienstag erschienenen Ausgabe berichtet, zieht der DHB seine WM-Bewerbung wieder zurück. Auf der Präsidiumstagung am Sonnabend in Dortmund habe man sich darauf geeinigt, weil die Absichtserklärung „nicht autorisiert und damit nicht wirksam ist, da sie nicht vom Präsidium getroffen wurde“, sagte Verbandschef Ulrich Strombach dem Magazin. Offenbar war besagte Erklärung von Bernhard Bauer und Bob Hanning initiiert worden, die im Moment gar nicht zum DHB-Präsidium gehören. Der langjährige Handball-Funktionär Bauer und der Geschäftsführer von Bundesligist Füchse Berlin wollen aber auf dem Bundestag im September als Präsident und Vizepräsident kandidieren, ihre Wahl gilt als sicher.

„Das ist ein klarer Affront gegen das aktuelle Präsidium“, sagte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier dem Tagesspiegel, „da haben zwei Leute ganz eindeutig ihre Möglichkeiten überzogen“. Entsprechend überrascht und verärgert sei man gewesen, berichtet Bredemeier weiter, als man aus der Presse von den Bewerbungsabsichten gehört habe. „Es kann doch nicht sein, dass so eine Entscheidung an denjenigen vorbeimanövriert wird, die noch in der Verantwortung stehen“, sagte der Vizepräsident. Insofern ist der jüngste Beschluss durchaus als Retourkutsche für das designierte Präsidium Bauer/Hanning zu deuten, obwohl der Bewerbungsverzicht zunächst offiziell damit begründet wurde, dass Deutschland 2017 bereits die Frauen-Weltmeisterschaft ausrichtet.

Tatsächlich scheint mehr dahinter zu stehen. „Es geht doch gar nicht darum, dass wir uns nicht für die WM bewerben wollen, im Gegenteil, es spricht gar nichts dagegen“, sagt Bredemeier, „aber die Art und Weise, wie dieser Fall geplant und kommuniziert wurde, ist nicht in Ordnung.“ Bob Hanning wollte sich auf Nachfrage nicht zum Thema äußern. Nur soviel: Die Kritik sei überzogen, er werde sich zu gegebener Zeit positionieren.

Trotz des Streits zwischen aktuellem und designiertem Präsidium liegt die Ausrichtung der WM 2019 in Deutschland weiter im Bereich des Möglichen. „Wir unterstützen unsere Nachfolger ja in allen Bereichen, weil wir wissen, dass sie trotz der jüngsten Verfehlung die erste Wahl für unseren Sport sind“, sagt Bredemeier. Deshalb hat DHB-Präsident Strombach die IHF um eine Verlängerung der Bewerbungsfrist gebeten. Für Bauer und Hanning wäre das elementar, weil der Weltverband bis zum 2. September ein ausgearbeitetes Konzept von allen Bewerberländern verlangt. Das neue Präsidium beim mitgliederstärksten Handball-Verband der Welt wird allerdings erst am 21. September gewählt, die Vergabe der WM 2019 erfolgt am 28. Oktober in Doha.

Sollte die Frist verlängert werden, ist Ärger mit den sechs Mitbewerbern (Dänemark, Mazedonien, Norwegen, Polen, Slowakei, Schweden) bereits vorhersehbar. Wie der Fall auch ausgehen mag, fest steht schon jetzt: Einen Gefallen haben sich die Beteiligten mit ihrem Vorgehen ganz sicher nicht getan.

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