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Wetterfest. Vor dem Super Bowl zwischen den Green Bay Packers und den Pittsburgh Steelers hat der Winter Dallas fest im Griff. Einfluss auf das Spiel haben die Temperaturen aber nicht – das Dach des Cowboys-Stadium lässt sich per Kopfdruck schließen. Foto: AFP

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Sport: Krönung im Eis

Mit Green Bay und Pittsburgh streiten sich zwei Traditionsteams um den Super Bowl im kalten Texas

So heimisch haben sich die Fans der Green Bay Packers wohl selten in einer anderen Stadt gefühlt. Unter der Woche sanken die Temperaturen in Dallas bis auf minus 10 Grad Celsius. So kalt wird es normalerweise nur im Norden der USA rund um Green Bay, doch ausgerechnet vor dem Super-Bowl-Wochenende brachte ein Schneesturm das öffentliche Leben auch im Süden des Landes zum erliegen. Autos fuhren nur im Schritttempo, die Schulen waren geschlossen und viele Flüge fielen aus.

Das Wetter hat sich vor dem Super Bowl in Texas zum größten Problem für Fans und Veranstalter entwickelt. Viele Zuschauer wurden durch Witterung an der Anreise gehindert und können nicht dabei sein, wenn in der Nacht zum Montag (0.30 Uhr, live bei ARD und Sport1 plus) die Green Bay Packers und die Pittsburgh Steelers das Endspiel der nordamerikanischen Footballliga NFL austragen. Dass einige der 104 000 Plätze im Cowboys-Stadium zu Arlington leer bleiben, gilt dennoch als ausgeschlossen. Obwohl wieder Karten erhältlich sind und diese zwischen 2600 und 7000 US-Dollar kosten, wird wohl kaum ein Händler auf den Tickets sitzen bleiben. Dafür ist die Endspielpaarung viel zu attraktiv. Für die meisten Amerikaner ist das Duell zwischen den Traditionsteams aus Green Bay und Pittsburgh ein echtes Traumfinale. Den Zuschauern vor den Fernsehern dürfte das Wetter sowieso egal sein, es wird mal wieder mit einem neuen Einschaltquoten-Rekord gerechnet. Auf das Spielgeschehen werden Schnee und Kälte auch keinen Einfluss haben – das Dach des hochmodernen Cowboys-Stadium lässt sich per Knopfdruck schließen.

Als der Bau der Arena beschlossen wurde, hatte der Teameigner Jerry Jones insgeheim gehofft, im eigenen Stadion die Super-Bowl-Trophäe in Empfang nehmen zu können. Doch seine Dallas Cowboys spielten eine katastrophale Saison und schieden bereits in der Vorrunde aus. Nun müssen die Fans der Texaner, die weder zu den Steelers noch zu den Packers ein herzliches Verhältnis pflegen, mitansehen, wie sich einer ihrer Erzfeinde in ihrem Stadion zum Meister krönen wird. Mit ihrem Groll dürften die Cowboys-Fans landesweit aber zu einer Minderheit zählen. Steelers und Packers haben auch außerhalb ihrer Heimat viele Fans. Hauptgrund dafür ist ihre Geschichte.

Die Packers sind einzigartig. Green Bay hat 102 000 Einwohner, und man darf sagen, dass ihnen der Verein gehört. Dieser gründet auf 4,7 Millionen Anteilen, nur Bewohner des Bundesstaats Wisconsin können sie erwerben, und niemand darf mehr haben als 200 000. Damit gibt es auch keinen Besitzer, der das Team an einen anderen Ort verpflanzen kann, wie es mit vielen anderen Footballklubs geschehen ist. Die Packers sind somit ein seltenes Relikt aus einer Zeit, in der Spitzensport noch nicht komplett mit Kommerz gleichgesetzt wurde. Das macht sie im ganzen Land zu einem sympathischen Außenseiter, auch im diesjährigen Endspiel gelten die Steelers als leichter Favorit. Der ländliche Charme ist Programm: Wisconsin produziert fast nichts anderes als Käse, die Packers werden deshalb auch „Käseköpfe“ genannt, und die Fans setzen sich zu den Spielen gerne auch Käsehüte aus Kunststoff auf. Dazu kommt, dass die Packers 1967 die erste Ausgabe des Super Bowl gewannen. Ein Jahr später besiegten sie auf ihrem Weg zum zweiten Titel die Dallas Cowboys im sogenannten „Ice Bowl“ bei minus 25 Grad.

Die Pittsburgh Steelers haben ebenfalls eine große Fangemeinde, die in Krisenzeiten zusammengeschweißt wurde. Nachdem die Steelers in den 70er Jahren mit ihrer stahlharten Verteidigung, dem „Steel Curtain“, vier Mal den Super Bowl gewannen, wurde die Stadt Pittsburgh in den 80er Jahren hart von der Stahlkrise getroffen. Viele Menschen zogen weg, blieben jedoch Steelers-Fans. Die „Steeler-Nation“, die in den vergangenen fünf Jahren erneut zwei Super-Bowl-Erfolge feiern konnte, hat so viele Freunde und so viele Feinde wie hierzulande der FC Bayern – ein Zuschauermagnet sind sie allemal. Egal, wie kalt es auch sein mag.

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