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Kubanischer Fußball: Zwei fliehen und einer fliegt

Warum Reinhold Fanz nicht mehr Kuba trainiert.

Berlin – Die Reise hatte hoffnungsvoll begonnen. Anfang März hatte Reinhold Fanz seinen neuen Job als Trainer der kubanischen Fußball-Nationalmannschaft angetreten. Der 54-Jährige war guter Dinge. Der einstige Bundesligatrainer wollte mit Kuba zum ersten Mal seit 1938 die WM-Qualifikation schaffen und sprach von seiner Mannschaft als der besten „zumindest im karibischen Raum“ – auch wenn die Konkurrenz in der Gruppe groß sei.

Lange her. Sieben Monate nach seinem Amtsantritt folgte für Fanz die große Ernüchterung: Nach der vierten Niederlagen in Folge hat die Mannschaft bereits alle Chancen auf eine erfolgreiche Qualifikation verspielt, woraufhin der Fußballlehrer Fanz am Wochenende zum „technischen Berater“ degradiert wurde. Die eigentliche Begründung für den Rauswurf könnte aber auch politisch motiviert sein. Die kubanischen Spieler Pedro Faife und Reynier Alcantara hatten sich vor dem Qualifikationsspiel in den USA von ihrer Mannschaft abgesetzt und um politisches Asyl gebeten.

Die Fluchtgefahr kubanischer Spieler, insbesondere bei Reisen in die Vereinigten Staaten, ist ein bekanntes Problem. In jüngerer Vergangenheit haben sich insgesamt zwölf Kubaner bei entsprechender Gelegenheit abgesetzt, zuletzt sieben U-23-Spieler in Florida. Vor der Reise nach Washington hatten in paar Nationalspieler erst gar kein Visum für die USA bekommen, außerdem habe Fanz immer abwarten müssen, „welche Spieler ich überhaupt mitnehmen kann“. Das heißt im Klartext: Bei wem keine akute Fluchtgefahr besteht.

Fanz jedenfalls bestreitet, dass seine Kündigung etwas mit dem Verschwinden von Feife und Alcantara zu tun hat. „Es waren in erster Linie sportliche Gründe, die auch nichts mit der 1:6-Niederlage am Samstag zu tun hatten“, sagt der 54-Jährige. Man habe sich schon nach dem Spiel gegen Guatemala Anfang September mit den Verantwortlichen zusammengesetzt und über seine Zukunft geredet. „Wir hatten im Grunde nur drei Monate Zeit, um effektiv mit der Mannschaft zu arbeiten. Um etwas aufzubauen, braucht man sehr viel mehr Zeit.

Ausschlaggebend seien aber vor allem strukturelle Probleme gewesen, bekräftigt Fanz. Anfang September waren drei Hurrikans innerhalb weniger Tage über Kuba hinweggefegt und hatten auf der gesamten Insel schwere Schäden hinterlassen. Da haben die Menschen andere Sorgen als Fußball. In der nationalen Meisterschaft finden derzeit keine Spiele statt. „Darunter leiden die Nationalspieler natürlich“, sagt Fanz, „Außerdem konnten wir mehrere Wochen lang nicht trainieren.“

Schlechte Voraussetzungen für ein Team, das sich in der wichtigsten Phase der Qualifikation für eine Weltmeisterschaft befindet. Letztlich erwiesen sich die Gruppengegner als zu stark. Es gab Niederlagen gegen Trinidad und Tobago (1:3), die USA (0:1), Guatemala (1:4) und schließlich das 1:6-Debakel im Rückspiel gegen die USA. „Wir haben eigentlich ganz gut begonnen“, sagt Reinhold Fanz, „bei den ersten beiden Spielen waren wir nicht chancenlos. Aber unter diesen Bedingungen ist vieles nicht möglich“.

Der neue Trainer Raúl González Triana wird von nun die tägliche Arbeit mit der Mannschaft übernehmen, Fanz will aber weiterhin beratend zur Seite stehen. „Ich habe dem Verband einige Tipps gegeben, was sie zum Beispiel in der Nachwuchsarbeit verbessern können“, erzählt Fanz. Das werde er auch in Zukunft tun, aber eben nicht mehr vor Ort sein müssen.

Über seine eigene berufliche Zukunft will Fanz noch keine genaueren Aussagen machen: „Es gibt Anfragen, aber es ist noch zu früh, darüber zu sprechen.“ Das Abenteuer Kuba jedenfalls ist nach nur sieben Monaten beendet.

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